Erste wird mittelfränkischer Meister – Regionalliga, wir kommen!

Zuletzt am 26. Juli 2022 aktualisiert

Hätte uns das bei unserer Gründung 2014 einer gesagt, hätten wir wahrscheinlich nur müde gegrinst, aber es ist, wie es ist: 8 Jahre nach Vereinsgründung hat die Erste in Runde 10 der Bezirksliga 1 alles klar gemacht und darf sich mittelfränkischer Meister 2021/2022 nennen! Das heißt: Nächster Halt Regionalliga, Sonntag um 10 Uhr spielen, keine Mannschaft mit Schnitt unter 1900 und gelegentlich mal auch Fide Meister, Internationale Meister und Großmeister. 
    
Aber eins nach dem anderen. Da die Erste des SK Nürnberg 1911, unser Letztrundengegner, sowohl gegen Neumarkt (in Runde 10) als auch gegen uns kampflos (in Runde 11) aufgab, war nach Auszählung der Brettpunkte klar: Würden wir 5,5:2,5 gewinnen, wären wir selbst bei einem 8:0 von Neumarkt gegen SK Rothenburg in letzter Runde durch, aber auch ein niedrigerer Sieg wäre wahrscheinlich ausreichend gewesen. 
   
Aber erst mussten wir überhaupt gegen den Viertplatzierten SC Heideck-Hilpoltstein, die bis zu ihrer Niederlage in Runde 9 gegen Neumarkt selbst noch sehr gute Aufstiegschancen hatten, schlagen. Und danach sah es eine ganze Weile nicht mal unbedingt aus – wir rannten der Führung gleich zwei Mal hinterher, und erst beim Stand von 2:2 um ca. 17:30 Uhr kippten die Waagschalen eindeutig in unsere Richtung und die Partie ging genau 5,5:2,5 aus! Thomas, Dennis, Alex, Kristin und Domi gewannen, Martin remisierte, während Sandra und Seba in guten Stellungen Fehler unterliefen und die Partien jeweils leider ganz kippten
   
Damit sind wir (das 8:0 aus der letzten Runde eingerechnet) uneinholbar auf Platz 1 und folgen sowohl der Zweiten als auch der Dritten in das Aufstiegs-Trio! Jetzt wurde und wird erstmal gefeiert, und an der Sommerfeier dann so richtig :-). Unten gibts noch ein paar Bilder (danke an David für das Cheerleading und den Liveticker!).
    
Hier gehts zum Ligamanager.

     
Einzelergebnisse:
    

4 SC JÄKLECHEMIE 1 DWZ SC Heideck-Hilpoltstein 1 DWZ 5½ – 2½
1 1 Killmann, Martin 2096 1 Perner, Bastian 1858 ½ – ½
2 2 Kraus, Sebastian 2027 2 Fink, Martin 1835 0 – 1
3 3 Kittler, Alexander 2029 3 Ruderer, Maximilian 1820 1 – 0
4 4 Adelhütte, Dennis 1985 4 Wegmann, Wolfgang 1880 1 – 0
5 5 Braun, Kristin 1928 6 Korth, Manfred, Dr. 1897 1 – 0
6 6 Bachhuber, Dominik 1936 7 Rupprecht, Lukas 1755 1 – 0
7 7 Roß, Thomas 1906 17 Zimmer, Christian 1601 1 – 0
8 8 Roß, Sandra 1793 18 Zimmer, Maximilian 1473 0 – 1
Schnitt: 1962 Schnitt: 1764  

    
Ausführlicher Bericht:

Brett 8: Sandra Roß (1793) – Maximilian Zimmer (1473)

Da unter anderem corona-bedingt zwei Spieler bei Heideck ausfielen musste Sandra gegen den Youngster Maximilian Zimmer ran. In einer sizilianischen Verteidigungsvariante, welche offenbar (?) Theorie ist – anders kann zumindest der Autor es sich nicht erklären, dass Stockfish nicht durchdreht, wenn der König per 7.Sd6+ bereits im 7. Zug auf e7 gedrängt wird – ging es… interessant zu. Bis zum 11. Zug war es optisch für Sandra eigentlich auch ganz passabel, bis sie im 12. Zug eine Chance ausließ:

Mit 12. Lxf6 Dxf6 13.Sd5 hätte Sandra ordentlich Druck auf die Stellung verursacht. Nach 12. Lh4 g5 13. Lg3 steht Schwarz sogar schon leicht besser und Sandra fand nicht mehr in die Partie zurück. In Zeitnot ließ sie dann auch leider eine Figur stehen und wir lagen 0:1 hinten.
    

Brett 5: Dr. Manfred Korth (1897) – Kristin Braun (1928)

Wie üblich ging es bei Kristin mit den schwarzenen Steinen ab wie sonst was. Gegen das gegnerische 1.c4 wählte sie einen königsindischen Aufbau und wie üblich rochierten beide Seiten kurz und wie üblich gab es viel Tamtam und beide Könige waren ohne stabile Bauernschilde. Zumindest die Engine bevorzugte die folgende Stellung mit Schwarz:

Hier hätte man ganz entspannt 19….Df8 spielen können, mit der Idee, Sf6 und Dh6 zu spielen (würde z.B. Sg4+ drohen). Aber das wäre ja zu langweilig – stattdessen steckte Kristin per 19…Txg2+!? eine Qualität ins Geschäft. Die Engine findets nicht ganz so toll, und wahrscheinlich sah es auch wirklich besser aus, als es im Endeffekt war. Zwar gewann Kristin den f-Bauern und die Zeichen standen schon auf Matt wodurch es zwei Bauern für die Qualle waren. Hilft nur nix, wenn der Gegner ganz konkret alle Drohungen verteidigen kann und dabei auf einmal auf Gewinn steht:


Hier hätte der Gegner, so unglaublich es aussieht, 27. Dxc7!! spielen können und es können, unabhängig davon, was Schwarz macht, alle Drohungen abgewehrt werden. Zum Beispiel würde nach 27…Sxh3 (mit der Drohung 28. Txh3 Df2+ nebst Dg2#) einfach 28. Dc8+ Kg7 29.Dxb7+ Kg6 30. Txh3 gehen und jetzt würde die Dame von b7 aus g2 decken! Auch ähnliche Drohungen können von der Dame rechtzeitig mit Schächern abgewehrt werden. Glück gehabt – stattdessen wählte der Gegner 27. d4??, was nach 27…Sxh3 sofort verlor und in ein Turmendspiel mit 3 Minusbauern überging. Das ließ sich Dr. Korth nicht mehr zeigen und Kristin schoss den Ausgleich – 1:1.
    

Brett 2: Sebastian Kraus (2027) – Martin Fink (1835)

In dieser Partie ging es ähnlich wild wie bei Sandra an Brett 8 zu, was auch daran lag, dass die Eröffnung eher dubios ist: 1.d4 Sf6 2.c4 d5?! ist einfach keine gute Eröffnung, da nach 3. cxd4 Sxd5 der Springer schnell wieder vertrieben werden kann und Schwarz unnötig Zeit verliert. Dass Seba das wusste, zeigte sich schon dadurch, dass er bereits nach 11 Zügen praktisch auf Gewinn stand:

Hier hätte Seba (offensichtlich) nach 11…Sd7 eine Qualität gewinnen können, er entschied sich aber für den einschnürenden Weg und spielte 12. Dxd4 und stand immer noch klar besser, als der Gegner schon Kf7 spielen musste. Später konnte Seba auch die Dame und einen Bauern für Turm und Läufer gewinnen, wäre aber damit vielleicht in Gegenspiel gerannt, wobei es objektiv nach dem Damengewinn auch gewonnen gewesen wäre. So oder so stand unser Talent klar besser und erst im 23. Zug übersah Seba einen guten Zug für seinen Gegner (bzw., dass dieser überhaupt zu Gegenspiel kommt):

Nach 23…Se4 stand Seba immer noch +3 besser, aber auf einmal war es zumindest wieder vorstellbar, dass Schwarz ein Matt aus dem Hut zaubern kann. Und… genau das passierte dann auch. Während 24.Tg1+ Kh8 noch komplett richtig war, ist 25. Dxe4?? nur noch Remis, da der Gegner Dauerschach geben kann. Stattdessen hätte der hübsche Zug 25. Lf7!! kommen müssen – es droht Tg8 Matt. Würde die Dame den Läufer schlagen, gäbe es kein Da3+ mehr, so dass man den Springer auf e4 bedenkenlos schlagen kann.
    
Spielt Schwarz hingegen Da3+ sofort, kann man im Endeffekt über d3 auf e4 flüchten (die eigene Dame steht nicht im Weg, siehe auch Nebenvariante, wenn man im 26. Zug Kc2 gespielt hätte statt Kd1!) und es passiert auch nichts. Aber gut, der Springer wurde eben geschlagen, womit es objektiv ein Dauerschach ab Zug 27. gegeben hätte. Dann kam es aber leider noch ärger, als Seba dachte, er könne fliehen – und überzog. Er übersah dass Dh3+ im 28. Zug und das Matt war nicht mehr abwehrbar. Damit komplett gekippt – und es stand 1:2.
    

Brett 7: Christian Zimmer (1601) – Thomas Roß (1906)

Thomas does things Thomas does – so könnte man diese Partie wohl zusammenfassen. Gegen seinen jugendlichen Gegner (frisch von der bayerischen U14-Meisterschaft) hatte er in einer italienischen Eröffnung keinerlei Probleme, auszugleichen. Zwar sah die Bauernstellung am Damenflügel ein wenig zerrupft ist, dafür standen Thomas Figuren deutlich aktiver – und so ein Läuferpaar nimmt man ja auch gerne mit. Im 16. Zug fing die Waage ganz langsam an, in unsere Richtung zu schwanken:

Nach 16. Dxf6 war es Weiß, der einen Isolani hatte und sich gegen ein Läuferpaar wehren musste – die halboffene f-Linie würde wohl auch eher eine Hilfe für Schwarz sein. Als Thomas seine Dame noch weiter Richtung weißen König schickte, kollabierte die weiße Stellung per Figurenopfer praktisch sofort:

Nach 20. g4?? (20.Dd3 häte die Stellung im Gleichgewicht gehalten) spielte Thomas völlig korrekt 20…Bxg4 und dem jungen Gegner blieb nicht viel später nichts anderes übrig, als die gewonnene Figur zurückzugeben und auch noch die Damen zu tauschen. Das entstandene Endspiel mit zwei Minusbauern zog sich zwar noch eine Weile, im Endeffekt war es damit aber gelaufen – damit das 2:2!
    

Brett 4: Dennis Adelhütte (1985) – Wolfgang Wegmann (1880)

Das Chef-Talent musste auch in einer maximal positionellen Partie gegen seinen bis dato in dieser Saison ungeschlagenen Gegner ran. In einem abgelehnten Damengambit (1.d4 Sf6 2.c4 e6 3. Sf3 d5 4.Sc3 Le7) hatte Dennis schnell Raumvorteil. Sein Gegner ließ sich davon nicht beeindrucken, spielte schnell und suchte sein Heil in einem Endspiel. Auf dem Weg dahin konnte Dennis seinen positionellen Vorteil aber ausbauen, so dass die folgende Stellung entstand:

Der schwarze Läufer auf a8 sähe schon an sich unglücklich aus, dass aber die Bauern auf b5, c6, d5 und e6 alle auf Weiß stehen und blockiert sind, war mit Sicherheit auch keine Hilfe. Auch mit knapper Zeit manövrierte die Ente ein wenig herum und schob seinen Königsflügel nach vorne und baute gleichzeitig Druck auf den schwachen Bauern auf e6. Das kulminierte dann in dieser Stellung:

Nach 40…Ld7 wurden auch die Damen getauscht und das entstandene Läuferendspiel wurde erst zu einem Bauernendspiel und dann sicher nach Hause gebracht – damit die erste Führung der Talente des Tages: 3:2!
   

Brett 6: Dominik Bachhuber (1936) – Lukas Rupprecht (1755)

Im Gegensatz zu der trockenen Partie auf Brett 4 ging es an Brett 6 doch deutlich mehr ab – bereits in der Eröffnung verbrauchten beide Kontrahenten extrem viel Zeit. In einer russischen Verteidigung (1.e4 e5 2.Sf3 Sf6 3.d4 Sxe4) ließ Domi den Domi raushingen und zündete bereits im 7. Zug das Brett mit g4 an:

Objektiv wohl nicht korrekt fand Lukas aber nicht die beste Fortsetzung (7…c5 war noch richtig, nach 8.g5 hätte der Springer aber zurück nach d7 ziehen sollen) und Domi stand nach dem 16. Zug (nach nicht ganz korrektem Spiel vom Lukas) bereits klar besser:

Domi griff weiterhin beherzt an, ließ Lukas aber zwischendurch entkommen, so dass es auf einmal ausgeglichen stand (wie, der König kann hier auf g7 noch sicher stehen?). Erst als, wohl in Zeitnot, ein Bauer verloren ging, gab Domi das Heft nicht mehr aus der Hand. Auch wenn hier unter Umständen hätte eine Dame gewinnen können:

25.Te7+! hätte die Partie wohl praktisch sofort beendet (ist sogar 5zügig Matt), aber warum einfach, wenns auch kompliziert geht. Stattdessen schlug Domi den Springer und in einer haarsträubenden Zeitnotschlacht (inklusiver ungültiger Züge und komischer Uhren) gabs ein Turmendspiel mit zwei Mehrbauern. Die Butter ließen wir uns nicht mehr vom Brot nehmen – und damit der erste Mannschaftspunkt: 4:2!
   

Brett 1: Bastian Perner (1858) – Martin Killmann (2096)

In dieser italienischen Verteidigungs-Partie ließ Martin sein Eröffnungswissen glänzen und hatte, ähnlich wie Thomas, keine Probleme, auszugleichen und bereits frühzeitig besetze er das Zentrum mit koordinierten Bauern und Figuren:

Der Gegner fühlte sich früh gezwungen, taktisch das Zentrum aufzulösen. Funktionierte nicht wirklich – positionell stand Martin damit im 22. Zug bereits klar besser:

Eigentlich sah es bereits sehr charmant aus, als der Gegner mit h4 den Turm verscheuchen wollte und Martin zum Angriff bließ. Durch das Opfer von Springer und Läufer gegen Turm und Bauer auf f7 hätte man die Stellung im Ausgleich halten können – kam aber einen Zug zu spät, so dass Martin nach einem Damentausch klar besser stand:

Nun hätte man das Endspiel “nur noch” gewinnen müssen und nach dem sich ein Turmpaar getauscht hat, wurde auch selbstbewusst ein Remisangebot des Gegners abgelehnt. Nicht ganz berechtigt – nach dem Turmtausch war die Stellung von -3,8 auf einmal auf -0,3 abgerutscht, da der verbliebene Turm gegen den etwas nackigen schwarzen König doch Druck machen kann und Schwarz keinen Freibauern hat. Mit knapper Zeit ließ Martin die Chance aus, seinen König näher ans Damenflügelgeschehen zu bringen und nicht viel später stand er sogar auf Verlust, als ein nicht ganz unwichtiger Bauer flöten ging! Hach, Endspiele sind schon was feines… auch wenn es immer noch ausgesprochen nicht einfach war, so war Martin in der Defensive und zog mit einem Remisangebot nach 41. Ld3 hier die Notbremse:

Da es bereits 4:2 stand und wir an Brett 3 bereits ganz klar auf Gewinn standen und Bastian keinen forcierten Gewinn fand, nahm er das Remis an. Es ist aber klar – nach 42.b6 gibt es nur noch einen, der hier auf Gewinn spielen kann – und unsere Seite wäre es nicht gewesen… Aber hätte, hätte und so: 4,5:2,5 und damit der Sieg!
   

Brett 3: Maximilian Ruderer (1820) – Alexander Kittler (2029)

Alex war bereits bei Zug 1 megabegeistert von der Partie, als Maximilian offenbar sein d4-Debut gab und die ganze Vorbereitung für die Katz war (ach, die lohnt sich für andere Partien…). Ähnlich wie bei Dennis gab es dann ein abgelehntes Damengambit, wobei Alex eher einen halbslawischen Aufbau wählte (mit c6 und e6 und b6 und so Zeug). Schnell gabs Ausgleich, und fast noch schneller stand Alex besser, als er seine einzige schlechte Figur – der Läufer von c8, der vom e-Bauern blockiert wurde – auf a6 brachte. Alex brachte seine Figuren alle nach vorne und übte gehörig Druck aus. Er stand schon klar besser, einzig die Zeit wurde knapp. Diesmal gab es aber kein böses Erwachsen und seine blitzsaubere Partie wurde belohnt, als Maxi 24. Sc7?? spielte:

Mit zwei Figuren für den Turm spielt es sich schon deutlich angenehmer mit wenig Zeit (und noch dazu praktisch ohne Gegenspiel von Weiß). Später gab er seinen Materialvorteil “wieder her”, um sich zwei weitere Bauern einzuverleiben – und im 40. Zug wurde es sogar ein Dritter. Das entstandene Endspiel war freilich klar verloren für Heideck, aber wahrscheinlich hätte es sich noch eine ganze Weile ziehen können. In Anbetracht des Mannschaftsstandes streckte Alex Gegner aber sofort die Waffen. Damit der Endstand: 5,5:2,5!
    

Impressionen:

Spitzenbrett Martin: “How to 5/6?”
Amüsante Stellung beim Brett 2 (Kraus – Fink).
Der Vorstand betet an den Brettern 3 und 4.
Kristin und Domi an den Brettern 5 und 6.
Familie Roß gegen Familie Zimmer (Brett 7 und 8) sowie die Bretter 1-3.
Der Endstand.
Sekt auf der Terrasse (und Martins sehr großem Kopf).
Currywurst für (fast) alle!

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