Mit dem vorläufigen zweiten Platz fuhren wir guter Dinge ein paar Meter weiter ins Südstadtforum und liebäugelten mit dem netten Thema “Aufstieg in die Landesliga”. Zwar hatte man mit “Süd 2” eine gegnerische Mannschaft, welche nicht einfach nur auf Augenhöhe war, der zweite Platz schien allerdings mehr als machbar.
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Jedoch: Letzte Runde, Schnellschach und Jäklechemie – das passt wohl einfach nicht so ganz zusammen. 😉 Aber der Reihe nach… Mit der folgenden Aufstellung sollte die Mission Aufstieg in den Runden 4-7 angegangen werden:
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Brett 1: Martin Killmann
Brett 2: Alexander Kittler
Brett 3: Kristin Braun
Brett 4: Tim Bursian / Dominik Bachhuber
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SC JÄKLECHEMIE – SW Nürnberg Süd 2
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In Runde Nummer eins des zweiten Tages ging es gleich mal gegen den haushohen Favoriten. Da war rein vom Papier her nicht viel zu bestellen und dementsprechend war es an der Zeit für eine dieser gefürchteten Motivationsreden. Allzu motivierend dürfte diese aber nicht gewesen sein, räumte der Autor – mit typisch fränkischer Schwarzmalerei – uns nicht allzu große Chancen ein.
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Machte zum Glück aber nichts aus, denn unbeeindruckt vom Gesagten schoben Kristin und Tim ihre nominell klar favorisierten Gegner an Brett 3 und 4 förmlich zusammen. Kristin brillierte im Endspiel mit einigen wirklich geschickten Zügen, Tim rupfte dem Gegner eine Figur aus der Stellung und verwandelte diese trotz Zeitnot relativ sicher.
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Martin hatte derweil einen Bauern abgezweigt und die Frage aller Fragen lautete eigentlich nur noch, würde das für einen Gewinn reichen. Er versuchte im Turmendspiel nochmal alles, wirklichen Fortschritt konnte er dabei aber nicht erzielen – Punkteteilung. Der Ärger hielt sich allerdings in Grenzen, wurde dadurch immerhin der Überraschungs-Sieg eingetütet.
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Währenddessen konnte ich mir das Geschehen in aller Entspanntheit von der Tribüne aus ansehen, war ich doch so freundlich, innerhalb von wenigen Zügen gleich zwei Qualitäten einfach wegzustellen. Da konnte der Angriff dann noch so schön ausschauen, ohne Truppen in den Krieg zu ziehen macht irgendwie auch keinen Spaß.
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Dennoch durften wir uns freuen, wurde der Favorit mal eben mit 2,5:1,5 niedergerungen. Das Negativorakel, wie Dennis es liebevoll aus der Ferne Barcelonas taufte, hatte seinen Job erfüllt. Alles in Butter also, die Tabellenführung gab es gleich dazu. 
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SC JÄKLECHEMIE – Zabo-Eintracht Nürnberg
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Nun sollte der Schwung aus der letzten Runde mitgenommen werden, denn es ging gegen unseren bis dato ärgsten Verfolger (abgesehen von Süd). Zwar kämpften wir inzwischen gar um den Titel, aber in erster Linie wollten wir natürlich unseren kommenden Gegner auf Abstand halten.
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Zumindest das gelang, auch wenn beim 2:2 gegen Zabo deutlich mehr drin gewesen wäre. Tim verspekulierte sich etwas und musste statt dem eigenen Frontalangriff plötzlich ein schlechtes Endspiel beackern. Unter dem Strich gab es da aber nichts mehr zu beackern und so war es umso wichtiger, dass Kristin und Martin ihrerseits souveräne Siege einfahren konnten. Hier die entscheidende Sequenz aus der Partie an Brett 1 (Martin mit Schwarz):

 

Martin konnte seinem Gegner zwei Figuren für einen Turm abluchsen und in der Folge war der Punkt nur noch Formsache. Nun lag der Druck beim Schriftführer und eigentlich sollte auch da nichts mehr anbrennen.
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Doch irgendwie musste ich an diesem Tag vom Dach gefallen sein, denn anstatt einfach in ein klar besseres Endspiel abzuwickeln, wollte ich nur noch das Remis festklammern und stellte kurze Zeit später mal wieder etwas ein: “Du darfst mit dem König nicht nach f3, du darfst… Oh, Zeit. Wie wärs mit Kf3?” Schwups, war der erste Bauer einfach weg. Und weil das noch nicht genug war, durfte sich der Gegner gleich zwei weitere für den Nachhauseweg einpacken. Punkt verschenkt, Mannschaftssieg verschenkt. Halleluja.
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Noch lagen wir aber an der Tabellenspitze, hatten alles in der eigenen Hand und die schwersten Gegner schon hinter uns. Sollte man meinen…
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SC Postbauer-Heng 2 –  SC JÄKLECHEMIE
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Zur Abwechslung hatten wir jetzt mal einen Gegner, der uns in all den Schnellschach-Jahren noch nicht über den Weg gelaufen ist. In diesem Match waren wir leicht favorisiert und gingen recht zügig in Führung. Kristin fegte auch in ihrer dritten Partie ihren Gegner vom Brett und das – nach dem was man so mitbekommen hat – recht glatt aus der Eröffnung heraus.
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Leider sah es zu diesem Zeitpunkt – trotz des schnellen Punktes – gar nicht mal so gut aus: Tims Stellung schien ziemlich zerstückelt zu sein und an Brett 2 wollte der Autor am Grand Slam arbeiten und stellte in Zug Nummero sieben gleich mal eine ganze Dame ein. Charmanterweise zog der Gegner ebenso ohne nachzudenken und so blieb die Dame auf dem Brett – wenn auch gefangen in einem Käfig aus mehreren gegnerischen Figuren.
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Martin bekam von alldem zum Glück nichts mit und entschied das Match ziemlich souverän für sich – meinte man jedenfalls auf den ersten Blick. Das Fazit unseres Frontmanns hörte sich da schon etwas anders an: “Im Eröffnungsgemetzel eine Figur eingestellt, dann einen Pseudo-Angriff gestartet und mein Gegner sah sich veranlasst, einen Turm einzustellen.” Oder mit anderen Worten: Souverän. 😉
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Tja, damit wurde die Verantwortung erneut Richtung Brett 2 geschoben und da sah es nach wie vor überhaupt nicht gut aus… Die Dame hatte weiterhin nur zwei Felder und fünf Figuren stürzten sich auf sie. Dass dann ausgerechnet diese Partie noch kippte und nach einer wilden Zugfolge plötzlich eine Mehrfigur vom Laster fiel, war eigentlich nur absurd.
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3:1 lautete also der Endstand gegen Postbauer. Nicht unbedingt mit Glanz und Gloria, aber was soll’s.
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In der Zwischenzeit gab dann auf einmal Cadolzburg Vollgas – mit einem Sieg gegen Süd rückten sie auf Platz 3 vor. Der Podeststand vor der letzten Runde lautete demnach:
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1. JÄKLECHEMIE: 10 MP, 15 BP
2. Nürnberg Süd: 8 MP, 17,5 BP
3. Cadolzburg: 8 MP, 14 BP
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Nun mussten wir also gegen den Mitaufsteiger aus Schwabach nur noch irgendwie ein 2:2 rauskrebsen oder wenigstens genügend Brettpunkte sammeln, um vor Cadolzburg zu bleiben. Schien eigentlich machbar, im Vorjahr holten wir uns jedoch (da noch in der B2) gegen Schwabach unsere einzige Niederlage…
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SG Schwabach/Mühlhof-Reichelsdorf – SC JÄKLECHEMIE
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Die letzte Episode des diesjährigen Schnellschach-Dramas ist dann leider schnell erzählt. Vielleicht hat die Negativ-Motivation vor der abschließenden Runde gefehlt, jedenfalls lief gegen die Schwabacher nichts zusammen. Obwohl wir erstmals am heutigen Tag unseren Taktik-Fuchs Domi aufbieten konnten, sah es bereits nach rund 10 Minuten richtig düster aus – und nicht viel später stand es auch schon 0:3. Wie genau das zustande kam, konnte (oder wollte) dann keiner mehr so wirklich beantworten. 
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Wenigstens wurde in der Zwischenzeit mal nichts an Brett 2 eingestellt… Naja, zumindest wenn man so großzügig ist und Bauern nicht mitzählt – denn so wurde ein eigentlich lockeres Endspiel doch noch ins Remis verdattelt. Ohje. Das Endergebnis lautete somit 0,5:3,5. 
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Alles in der eigenen Hand und dann gibts in der letzten Runde wieder auf die Nuss. Nun waren wir von den Ergebnissen der Konkurrenz abhängig – und siehe da: Brannte etwa doch noch ein Lichtlein? Zu diesem Zeitpunkt führte SW Nürnberg Süd “nur” 2:1 und am entscheidenden Brett lag man mit Turm gegen Dame hinten.
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Wir mussten also darauf hoffen, dass eben jene Dame den Turm in die Knie zwingt. Vor allem, nachdem Cadolzburg gewann und in der Tabelle bereits an uns vorbeigezogen war. Doch auch diese Hoffnung war nur von kurzer Dauer: Ein ungültiger Zug, einmal “berührt geführt” und die Dame fiel dem Turm zum Opfer. Da waren es nur noch zwei Könige und das ist dann tendenziell doch eher Remis. Somit gewannen “die Süder” 2,5:1,5 und holten sich aufgrund des großen Vorsprungs bei den Brettpunkten verdient den Titel in der B1.
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Wie im letzten Jahr also ein Drama bis zum Schluss und wieder mit dem unschönen Ausgang für uns. Trotzdem gilt es natürlich die Glückwünsche an SW Nürnberg Süd und Cadolzburg zu richten. Letztere hängten uns auf der Zielgeraden um einen einzigen Brettpunkt ab und verweisen uns auf den undankbaren dritten Platz.
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Wir greifen dann wohl im nächsten Jahr erneut an, da nicht davon auszugehen ist, dass uns nochmal kurz vor Turnierstart hastig zum Aufstieg gratuliert wird. 😀  Müssen wir es eben 2020 bis zum Schluss konsequent durchziehen und nicht wieder an dem ein oder anderen Brettpunkt scheitern…
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Hier geht’s zur Turnierseite, die offiziellen Endergebnisse liegen noch nicht vor.
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Bilder der drei erstplatzierten Mannschaften und eine Mini-Tabelle finden sich auf der Homepage von SW Nürnberg Süd.
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Einzelergebnisse:
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Martin Killmann:  4/7
Dennis Adelhütte:  2/3
Alexander Kittler:  3,5/7
Kristin Braun:  3/4
Sebastian Kraus:  2/3
Tim Bursian:  1/3
Dominik Bachhuber:  0/1
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