Erste schwankt, fällt aber nicht (ganz): 4:4 gegen Zabo I

Zuletzt am 26. Juli 2022 aktualisiert

Nachdem wir in Runde 5 das Freilos hatten und Runde 6 kampflos gewannen, waren die meisten Spieler der Ersten langzeittechnisch noch etwas eingerostet. Umso “schlimmer” (?!), dass wir in Runde 7 gegen den stärksten Gegner unserer übrigen antreten mussten. Umso “noch schlimmer”, dass sie auch noch in TOP8 antraten. Gut, taten wir natürlich auch – damit war von Anfang an für Action gesorgt und wir waren im Schnitt nur um 40 DWZ-Punkte favorisiert (also praktisch nüx)! Wobei wir auf diese in Anbetracht unserer Tabellenführung auch verzichten können…
   
Nach vielen wilden Partien, in der wir wohl beidseitig Glück und Pech hatten und zwischendurch 0:2 bzw. 1:3 hinten lagen und eigentlich fast schon halbtot waren (wie, wer ist hier dramatisch? Ich fühle mich nicht angesprochen), stand es nach einer wahrhaft kämpferischen Leistung auf einmal 4:3. Bei dem einen Mannschaftspunkt blieb es dann aber leider: Dennis verpasste in einem Endspiel den Sieg (in dieser Art Endspiel war ein Remis eher… komplizierter) und nach über 5 Stunden stand das 4:4 fest.
    
Damit haben wir unseren Mannschaftspunktvorsprung eingebüßt und liegen nur noch einen halben Brettpunkt (!!!!!) vor SK Neumarkt I, welche wir im direkten Duell in Runde 4 5,5:2,5 geschlagen haben. Ausrutscher sind damit total out – und auch der Drittplatzierte Heideck-Hilpoltstein, vor dem wir noch einen Mannschaftspunkt Vorsprung haben, möchte sicher gerne noch ein Wörtchen mitreden. Es bleibt spannend (gut, nicht nach dem Ligaorakel. Wie das auf knapp 80% kommt, lässt sich nur erraten).
   
Hier geht es zum Ligamanager.

   
Einzelergebnisse:
   

2 Spvg Zabo-Eintracht Nürnberg 1 DWZ SC JÄKLECHEMIE 1 DWZ 4 – 4
1 1 Leopold, Christian, Dr. 1983 1 Killmann, Martin 2096 0 – 1
2 2 Brenner, Christian 1980 2 Kraus, Sebastian 2027 0 – 1
3 3 Link, Andreas 2034 3 Kittler, Alexander 2029 1 – 0
4 4 Petzold, Vinzenz 1964 4 Adelhütte, Dennis 1985 1 – 0
5 5 Wittmann, Paul 2008 5 Braun, Kristin 1942 1 – 0
6 6 Ahlich, Thomas 1883 6 Bachhuber, Dominik 1936 0 – 1
7 7 Schlötterer, Hermann 1830 7 Roß, Thomas 1906 0 – 1
8 8 Ziegler, Peter 1706 8 Roß, Sandra 1793 1 – 0
Schnitt: 1923 Schnitt: 1964  

    
Ausführlicher Bericht:

    
Brett 5: Braun, Kristin (1942) – Wittmann, Paul (2008)

Unsere bislang beste Scorerin (geteilt mit Thomas) hatte es mit den weißen Steinen mit Caro-Kann (1.e4 c6!?) zu tun, gepaart mit einem Fianchetto-Läufer. Trotz eines sehr positiven Schnellschachsamstags am Tag zu vor sollte es heute leider gar nicht laufen – früh ließ sich Kristin taktisch einen etwas viel massierten Isolani auf d4 reinklopfen:

Leider gibt es auch nicht viel mehr zu erzählen, die Stellung war sehr schwierig zu spielen und ihr Gegner Paul Wittmann zeigte mehr als deutlich, dass er seine 2000er-DWZ zurecht trägt. Er schnürte Kristin immer mehr ein und als der Isolani ganz vom Brett fegte, stellte unsere Bundesligaspielerin per Abzug eine Figur ein. Damit eine Neuerung diese Saison – wir lagen hinten. 0:1!

   
Brett 3: Kittler, Alexander (2029) – Link, Andreas (2035)

In einem Schotten (1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.d4!?) wählte Alex auch eher die „Wir hauen mal drauf“-Variante und ließ seinen e-Bauern früh nach vorne sprinten. So kam es, wie üblich im eher taktischen Schotten, zu einer eher verwirrenden Stellung (alles fesselte sich gegenseitig, etwas überspitzt ausgedrückt), und im 12. Zug verpasste Alex die Möglichkeit eine Giftspritze anzusetzen:

Mit 12.a3! Ld6 und folgendem Se4 hätte Alex zwar einen Bauern weniger, aber die deutlich aktivieren und koordinierten Figuren gehabt – und der d4-Bauer ist und bleibt ein schwaches Ziel. Nach dieser Chance sah es zwar nach 12.f4 optisch immer gut für Alex aus (schlecht war f4 auch nicht), aber nur mit genauem Spiel. In der folgenden Stellung verpasste unser 2. Vorsitzender auch die letzte Chance, in eine entspannt bessere Stellung zu tauchen:

Mit 15.Te2! cxb2 16.Lxb2 Dxb2 17.fxe6 0-0 18.exf7+Kh8 19.Tb1 wäre zwar noch nichts geklärt gewesen, aber deutlich weniger kompliziert wäre es eben schon gewesen. Nach 15. De2 musste schon mit wenig Zeit im Trüben gefischt werden und nach einem Rechenfehler ging es gleich völlig in die Binsen und Alex übersah ein Matt – 0:2!
    

Brett 7: Roß, Thomas (1906) – Schlötterer, Hermann (1830)

Nach seinem Remis in Runde 1 hatte Thomas souveränste 3 Siege auf seinem Konto, und es sollte auch gut weitergehen:

In dieser Stellung, entstanden aus einem geschlossenen Sizilianer (1.e4 c5 2.Sc3!?), spielte Thomas Gegner mit den schwarzen Steinen 20…0-0 – der beste Zug, allerdings sehr spät, um die Entwicklung abzuschließen. Der Läufer auf g7 war etwas eingesperrt und die übrigen Figuren wirkten etwas unkoordiniert, so dass Stockfish hier bereits einen Vorteil von knapp +3 für Thomas zeigt. Auch wenn unser Talent nicht immer die besten Züge wählte – sein Gegner fühlte sich trotzdem gezwungen, eine Qualität zu spucken und diese Butter ließ sich Thomas auch nicht mehr vom Brett nehmen – unser erster Sieg und damit ein 1:2!
    

Brett 8: Ziegler, Peter (1706) – Roß, Sandra (1793)

In dieser ungestümen Partie im Königsgambit kam Sandra in den Genuss, massiv mehr Zeit als ihr Gegner zu haben. Ihr Gegner überlegte an einigen Stellen sehr lang an komplizierten Abwicklungen, u.a. an Stellungen wie dieser:

Am Ende des Tages hatte Sandra aber das Oberwasser und ihr gelang es, zwei Figuren für einen Turm zu ergattern. Diesen Vorteil wollte sie auf gar keinen Fall aus der Hand geben, überlegte lange, da die Stellung nicht einfach war – und in Zeitnot passierte es dann: eine Figur ging einzügig flöten, da die deckende Figur an den König gefesselt war und damit nicht ganz deckend war (oder auch gar nicht) und schwupps – Minusqualle. Mit diesem komplett gekippten Spiel war auch letztendlich nicht mehr viel anzufangen und nachdem beim Fallenstellen noch eine Figur fiel, stand es 1:3.
     

Brett 6: Ahlich, Thomas (1883) – Bachhuber, Dominik (1936)

Auch Domi wärmte sich bei der Schnellschachmeisterschaft am Tag zuvor auf und spielte mit den schwarzen Steinen eine „Art Königsindisch“. Gegen den gegnerischen Damenfianchetto versuchte unser Talent direkt, die Diagonale zu öffnen und ging mit 9…Sc3 in die Vollen:

Der Springer steht auf c3 etwas eingesperrt da, und mit 10. Dc2 hätte man auch deutlich mehr Ärger machen können als mit Dc1. Gut, der Gegner zog aber auf Dc1. Nach 10…cxd4 11.exd4 12Scxd4 De5+? (klar besser wäre 12…Lxd4 gewesen) ließ der Gegner sich eine Chance durch die Lappen gehen:

Statt 13.Se2? (hier sieht man, wieso Dc2 besser gewesen wäre, da nach 13…Sxe2 nicht die Dame angegriffen ist!) wäre 13.Kf1! quasi sofort in eine Gewinnstellung übergegangen, da nach 13…Dxd4 14.Dc2 (der Läufer auf d3 muss noch gedeckt werden) der Springer auf c3 einfach nicht mehr sinnvoll wegkommt (es ist zwar nicht völlig trivial, den Springer auch wirklich zu gewinnen, aber Schwarz hat sicher keinen Spaß mehr) und am Ende auch fällt. Kam aber nicht, und mit seinem Mehrbauern, zu dem sich später noch eine Mehrqualität hinzugesellte, war die Partie gegessen – 2:3!
    

Brett 1: Killmann, Martin (2096) – Dr. Leopold, Christian (1983)

Hier ging es ordentlich ab, von Anfang bis Ende – was nicht zuletzt auch an der superscharfen Moskauer Variante im Halbslawen (1.d4 d5 2.c4 c6 3. Sf3 Sf6 4. Sc3 e6 5.Lg5 h6!?) lag. Nicht nur an der Zeitverteilung, sondern an der Stellung selbst erkennbar: Martin wurde ein bisschen kalt erwischt und im 13. Zug hätte der Gegner mit 13…Ld6!? schon etwas lästig werden können (der Springer hat keine Felder, ist an den Läufer gefesselt und Weiß kann entweder mit 14.f4 den Springer decken oder mit 14.Dd2 in eine weniger charmante Stellung hinabsteigen:

Mit 13…Tg8?= vergab der Gegner die Chance jedoch und Martin schaffte es erfolgreich, sich zu entknoten und stand sogar besser – jedenfalls kurzfristig, als Martin es verpasste, taktisch lang zu rochieren und stattdessen einen Bauern schlug. So wäre die Partie vielleicht in halbwegs vernünftige Fahrwasser gekommen, aber das wäre ja langweilig gewesen. Aber so war es auch nett – anstatt aktiv zu spielen, krebste der Gegner herum und fraß Bauern, so dass das entstandene Endspiel für unser Spitzentalent gewonnen war (rein stellungstechnisch: die gegnerischen Figuren waren unkoordiniert, ein Läufer praktisch eingesperrt, während Martins Figuren aktiv war und er einen Freibauern hatte). Damit ging es auch lange souverän weiter, bis Schwarz seinen eigenen Randfreibauern immer weiter nach vorne schob und Martin eine Spur zu inaktiv agierte – hier hätte nach 34.Tfe6?! mit Txe4+ z.B. ein Einschlag erfolgen können, in der per Qualitätsopfer Schwarz sehr gefährlich hätte werden können:

Das kam zwar nicht, mit knapper Zeit entschied sich Martin trotzdem dazu, in die Defensive zu gehen und obwohl der Gegner seinen Läufer für Martins Freibauer opferte, war der Käse noch nicht gegessen und nach ein paar ungenauen Zügen stand es sogar kritisch – 3 verbundene Freibauern und ein entfernter Freibauer gegen einen Springer und einen eigenen Freibauern sind auch mit jeweils 1 Turm haarsträubend kompliziert. Und erst als der Gegner auf Bauernjagd anstatt „Bauern marsch!“ ging, war die Sache wirklich geritzt – Martin gewann seine Partie und schoss den Ausgleich: 3:3!
    

Brett 2: Brenner, Christian (1980) – Kraus, Sebastian (2027)

Etwas weniger wild als an Brett 1 ging es in der spanischen Variante bei Seba mit den schwarzen Steinen zu, in der er sich leichten Vorteil nach der Eröffnung in Form eines Läuferpaars aneignen konnte. Er verpasste einmal die Chance, den verbliebenen gegnerischen Läufer zu massieren bzw. seinen Springer aufs hübsche Feld f4 zu stellen und hatte dann ein wenig Glück, dass der Gegner sich nicht traute (?), auf b7 einen Bauern wegzukrebsen:

20…Lxg2?? scheitert an 21.c4! De4 (sonst ist der Läufer ungedeckt) 22. Tae1!. Stockfish möchte hier sogar schon die Dame gegen Figur und Läufer opfern… stattdessen wurden die Damen getauscht und die Stellung war ausgeglichen. Aber da ein Läuferpaar doch recht charmant ist, kippte die Waagschale doch immer mehr zu unseren Gunsten. Gut vor allem, wenn man dann noch einen Bauern gewinnt. Damit war es eigentlich geritzt, aber eigentlich ist eben nur eigentlich und Seba gab den Bauern leider wieder her. Damit sah es nach einem Remis aus (was nicht so cool war, denn bei Dennis war nach wie vor alles möglich) und erst als der Gegner einen Bauern nicht schlug, war das Endspiel gewonnen – es kam die Aufgabe und damit das 4:3!
    

Brett 4: Petzold, Vinzenz (1964) – Adelhütte, Dennis (1985)

Beim Stand von 4:3 lag es nun am Chef-Talent und Mannschaftsführer Dennis, wenigstens ein Remis zu holen und unseren Vorsprung gegenüber Neumarkt nicht ganz dahinschmelzen zu lassen. Eigentlich sah es die ersten 20 Züge mit Mehrbauern mit diesem Vorhaben ganz gut aus, als der Gegner im 9. Zug mit e4 etwas forsch agierte und sich dazu entschied, einen Bauern zu geben anstatt mit der Entwicklung noch etwas länger zu brauchen. Eigentlich lief auch alles glatt, bis Dennis es etwas zu locker sah und 25.b4! komplett übersah:

Damit war die Stellung von „easy-peasy-lemon-squeezy“ zu einem großen „URKS“ verkommen und Dennis fühlte sich nicht viel später dazu gezwungen, eine Qualität ins Geschäft zu stecken. Das Endspiel war dann eigentlich hin, mit viel aktivem Gegenspiel schaffte es der Chef aber die Stellung komplett zu drehen und stand sogar auf Gewinn! Man betone übrigens, dass dieses Endspiel nicht mal eben auf Remis gespielt werden konnte… Eigentlich machte Dennis dann auch fast alles richtig, im entscheidenden Moment verrechnete er sich aber kolossal und übersah den Gewinnzug:

Anstatt 51…fxg3?? hätte hier 51…e3!! kommen müssen, und ein schwarzer Bauer wird (komplizierterweise) durchlaufen. Nach Dennis Zug lief der h-Bauer im 60. Zug durch (Dennis vergaß, dass man angebotene Figuren ja gar nicht schlagen muss) und damit war das Unentschieden besiegelt – 4:4!
    

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