DSAM: Domi sahnt ab, insgesamt 2xPlatz 10 und 1xPlatz 25

Zuletzt am 8. Dezember 2022 aktualisiert

Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte schickten sich Talente an, sich für die deutsche Amateur-Meisterschaft Ende Juli 2023 zu qualifizieren. Abgesehen davon, dass diese Meisterschaft zusammen mit den regulären deutschen Meisterschaften, also den besten Spieler:innen Deutschlands, stattfindet, liegt ein besonderer Reiz auch in der Ausrichtung: Die Gruppen werden sehr eng nach Wertung eingeteilt: Gruppe A TWZ 2299-2100, Gruppe B 2099-1900, Gruppe C 1899-1750, etc. Damit hat praktisch jeder eine mehr als faire Chancen, sich einen der sieben Qualifikantenplätze zu holen, denn so unglaublich groß ist der TWZ-Unterschied ja nicht. 

Von uns traten Kristin Braun in der C-Gruppe und Dennis Adelhütte sowie Dominik Bachhuber in der B-Gruppe an. Am Ende gelang es keinem, sich zu qualifizieren, es gibt aber noch einige andere Möglichkeiten im Laufe der Saison (s. die Turnierseite der DSAM oder auch unser Terminkalender).

Kristin Braun (ELO 1883, DWZ 1898, Setzlistenplatz 6. Endplatzierung: 10 mit 3,5 Punkten)

Wenigstens ein gutes hatten die letzten Wochen, in denen es leider nicht wirklich rund lief bei unserer Schachreisedame Kristin: Sie fiel unter die 1900 und durfte damit in der C-Gruppe spielen (nach eigener Aussage auch nix dagegen! ;). Kristin hatte nominell gesehen wohl die allerbesten Chancen, sich zu qualifizieren, da die Gegner aber maximal 150 TWZ-Punkte weit weg sein können, gibt es in dieser Hinsicht keine “schwachen” Gegner (gut, die gibt es nie, aber ihr wisst schon, was ich meine…). Alle ihre Gegner hatten knapp über 1800 TWZ, und das, obwohl sie “nur” gegen Nummern 20-32 gespielt hat – wie gesagt, alles sehr eng beieinander. In der ersten Runde noch gewonnen, wurde sie in der 2. Runde mit den schwarzen Steinen vom späteren Vierten Hans-Lennart Seidenstücker regelrecht zusammen geschoben. Es folgt dann wieder ein Sieg in Runde 3, und mit 2/3 war noch nichts verloren. In Runde 4 drohte das Turnier aber endgültig zu kippen, in komplizierter Stellung fand sie dann aber gegen den jungen Oskar Neumann noch ein Dauerschach. Mit einem souveränen Sieg gegen Tom Sadewasser (der nominell ihr stärkster Gegner war) wurden es am Ende 3,5 Punkte, wegen knapp schlechterer Buchholz aber “nur” ein 10. Platz, womit die Quali knapp verpasst wurde. Trotzdem ein kleines DWZ-Plus und ein Turnier, mit dem sie in Summe wohl zufrieden sein kann. 

Die C-Gruppe gewonnen mit 5/5 hat am Ende Andres Mauricio Reyes Mantilla (Hamburger SK) vor Karl-Josef Mondorf und Nicole Garbuz mit jeweils 4 Punkten.

Dennis Adelhütte (ELO 1975, DWZ 1968, Setzlistenplatz 34. Endplatzierung: 25 mit 2,5 Punkten)

Auch bei Dennis lief es seit dem Forchheim-Open eher mau und ein kleiner Motivationsboost für die Regionalliga würde ja sicher nicht schaden. In dem Feld aber keine leichte Aufgabe, und zunächst sah es auch gar nicht mal so blendend aus. In der 1. Runde noch mit einem Stonewall dem auf 7 gesetzten Dirk Grote mit Schwarz souverän ein Remis abgeklammert, so stand er gegen den erst 18jährigen Taron Khachatryan nach der Eröffnung (viel) besser, verlor aber völlig den Verstand und wollte in einer absolut so gar nicht taktischen Stellung unbedingt Material gewinnen. Klingt sinnlos? War es auch. Dennis fiel in alte Muster, verbriet viel zu viel Zeit, die Stellung wurde in Zeitnot einfach nur überrannt. In der 3. Runde gegen den Wiedereinsteiger aus den 80ern gleich im 3. Zug einen Fingerfehler in der Eröffnung gemacht, stand er sogar nach der Eröffnung leicht besser. Aber, wer hätte es gedacht – viel Zeitverbrauch, und wieder konnte der Gegner das nach einem seltsamen Springermanöver bestrafen. Damit 0,5/3 und nachdem Dennis jetzt die Nummern 7, 10 und 11 abgeklappert hat, sollte es jetzt gegen “Schwächere” (also mal U2000-Gemüse) besser laufen. Manchmal muss man dafür eben auch ans letzte Brett (bzw. vorletztes, wenn man das Freilos einrechnet) wandern. Und manchmal ist dann der Gegner so hart getriggert bzw. hat so viel Mitleid mit einem geplagten Chef-Talent, dass er erst überhaupt nicht antritt – und Dennis damit seinen ersten Sieg kampflos errung! Hurray, dafür fährt man doch gerne 600km!

…ein gutes hatte es aber – in der letzten Runde dann gegen den 1900er Stefan Schwenke konnte Dennis zwei Figuren für einen Turm gewinnen, in einer klar besseren Stellung, und eigentlich war es nur Formsache. Aber, wie so oft, spielte ihm die Zeitnot einen Streich und die schöne Stellung war futsch und man musste fast noch aufpassen, dass es nicht ganz kaputt geht. Im 39. Zug tat ihm der Gegner aber dann einen Gefallen, als er mitblitzte, und stellte den Turm für den Läufer ein. Damit wenigstens ein regulärer Sieg und 2,5 Punkte. Und immerhin nur ein kleines DWZ-Minus. 

Rangliste Gruppe C (hier kommt ihr auch auf die Runden).

Dominik Bachhuber (ELO 1898, DWZ 1979, Setzlistenplatz 32. Endplatzierung: 10 mit 3 Punkten)

Läuft es bei Kristin und Dennis momentan eher so meh, so ist bei Dominik seit ca. einem halben Jahr genau das Gegenteil der Fall. So rockt er sich fröhlich durch seine Partien mit einem fast schon kometen… ja ok, übertreiben braucht man es jetzt auch nicht. Aber kein Mensch kann anzweifeln, dass es für Domi wirklich gut läuft: Plus beim Zabo-Open, Plus in der Vereinsmeisterschaft, 2/3 in der Ersten gegen nominell sehr gute Gegnerschaft, da sollte die Quali zur Deutschen Endrunde das jetzt nur krönen. Und tatsächlich sah es auch lange sehr gut aus.

In der 1. Runde ging es gegen die Nummer 5, Michael Kotyk, vom Hamburger SK. Tatsächlich ein alter Bekannter – beim Bamberg-Open vor ein paar Monaten trat er, auch in der 1. Runde, gegen Domi an und gewann auch. Und weil Domi Domi ist, spielte er die gleiche Eröffnung nochmal, die schon damals in Bamberg so gut funktioniert hat… ääääh… naja, eigentlich eher nicht: Gegen Domis königsindischen Aufbau mit c5 und e5 wusste der Gegner, dass man mit h3 und g4 und König zum Damenflügel schicken ein gutes Gegengift parat hat und nach ein bisschen Geholze und Verzweiflungsangriff standen die Zeichen eigentlich schon auf Domis Niederlage. Nunja, aber Schach kann manchmal ein echt blödes Spiel sein und man muss bis zum Schluss aufpassen – und schwupps, eine Sekunde nicht aufgepasst, übersah der Gegner einen Einschlag und die Dame war futsch. Damit der erste Punkt von Domi! Der Gegner war übrigens so frustiert, dass er gleich zurücktrat und nicht mal das Ergebnisformular unterschrieb… 

In der 2. Runde ging es dann ein bisschen höher, mit Weiß gegen die Nummer 3, ebenfalls vom Hamburger SK, FM Hartmut Zieher. In einer nicht besonders spektakulären italenischen Stellung beschloss Domis Gegner, Material zu opfern, mittels Lxf2+ gegen den bereits rochierten König. Gut, der König musste zurückschlagen. Aber irgendwie ging es dann nicht weiter – der Gegner verrechnete sich und Domi war zwei Figuren für einen Turm und zwei (oder einen, hier setzt meine Erinnerung aus) Bauern “vorne”. Es waren zwar noch genügend Bauern für Pardey am Brett, yay, aber gewonnen musste man das natürlich trotzdem erstmal. Wie gut, dass nach nicht korrektem Spiel des Gegners nur noch Bauern am Damenflügel übrig waren – und nun war es Domi, der L+S+4B gegen T+3B zu gewinnen hatte. Diese festungsartige Stellung zu durchbrechen, nahm zwar ganz schön Zeit in Anspruch – und ein paar Herzschlagmomente sah es sogar noch aus, dass Domi es beim Stand L+S+B gegen T noch ins Remis verdödeln könnte. Aber nein, nix gibts: Der Bauer konnte nicht mehr aufgehalten werden und der Gegner musste einen Turm ins Geschäft stecken. Und damit ein seltenes Event: Mit Springer und Läufer Matt setzen! Am Anfang noch dank knapper Zeit und Nervenflattern nicht ganz richtig, erinnerte sich unser Talent doch noch und mit einigen Zügen vor dem Wirken der 50-Züge-Regel war der Sieg perfekt! OK, der Vollständigkeit halber wäre auch alles viel einfacher mit einem “Brückenbau” gegangen, aber das soll mal nicht so schwer wiegen… 2/2 und ein FM-Skalp!

Ab hier werden die Details weniger detailreich, da der Autor dank seines glorreichen Turnieres leider in einem anderem Raum spielte und nicht mehr ganz so viel mitbekam… Mensch, nicht mal ein guter Journalist kann ich sein.)

In der 3. Runde ging es dann wieder ein bisschen höher, mit Schwarz gegen die Nummer 1, Daniel Grötzbach. Und diesmal ging es in einem Sizilianer hoch her, wilde Bauernstürme und sizilianische Attacken, von denen der Autor nix versteht, überall. Und siehe da – die Manöver der Nummer 1 waren nicht wirklich zielführend und trotz des Sturms war es am Ende Domi, der die Übersicht behielt und in einer guten Partie einen weiteren Sieg verbuchte! Damit 3/3 und, da es noch nicht erwähnt wurde, wieder gegen einen Spieler des Hamburger SK. Ich ahne, wo Domi wohl bald Hausverbot bekommen wird…

Nun war Domi mit sehr starken Gegner (Zweitwertung: Buchholz mit Streichwertung) und 100% in einer ganz ausgezeichneten Position, sich zu qualifizieren – v.a., da es außer ihm nur noch drei andere mit 100% gab. Gegen den Costa Ricaner Jose Pablo Lopez Gomez ging es erneut mit Schwarz, und erneut in einem Sizilianer. Der wählte mit einem f4-Aufbau eine eher geschlossene Struktur, und hier ging es mit Domi in Anbetracht des Turnierdrucks leider doch ein bisschen durch:

Domi in der 4. Runde mit seiner Glücksente. Hinter ihm Frank Neumann und Lepu Coco Zhou mit ebenfalls 3/3. Dass dieses Bild unter Einsatz von Dennis Leben geschossen wurde, lassen wir mal dahingestellt…

Die obige Stellung entstand nach dem überhastetenen …Dd4+? als Antwort auf Sf4, worauf Weiß Kh1 antwortete. Der Springer hängt wegen Lc6+ nicht, und hier spielte Domi dann Sxh2?, was leider an c3! scheitert. Nicht viel später war unser Talent eine Figur hinten und trotz zäher Verteidigung, eine Figur ist eine Figur, der Drops war gelutscht und Domi verlor sein erstes Spiel.

Blieb noch die letzte Runde. Die Ausgangssituation war klar: Mit einem Sieg wäre Domi mindestens Siebter, da ihn nach Punkten keiner einholen kann (und wahrscheinlich eher Dritter/Vierter wegen extrem guter Buchholz). Ein Remis reicht nur vielleicht, wobei es da wege ebendieser hohen Buchholz sehr gut aussah. Gut, sein Gegner Kenneth Nahnsen war aber in einer ähnlichen Position – mit einem Sieg weiter, ein Remis vielleicht, wobei das vielleicht hier ein sehr größeres vielleicht war. Für Spannung war also gesorgt.

Domi bereitete sich auf alles mögliche vor (Französisch, Modern, Sizilianisch) und natürlich kams anders – Hallöchen, Caro-Kann! Trotzdem kam Domi wohl ganz gut aus der Eröffnung, und es entwickelte sich eine ganz passable Stellung. Dann wurde jedoch die Zeit knapp, und jetzt kam die Krux: Das entstandene Endspiel drohte langsam zu kippen, Domi hatte aber noch die Chance, in eine Remisschaukel zu kommen. Zu diesem Zeitpunkt mit schon knapper Zeit war aber noch nicht klar, ob das Remis wirklich reichen würde, und Domi ging volles Risiko. Was sich nicht auszahlte: Ein Bauer ging kurze Zeit später verloren, und das entstandene Turmendspiel war nur extrem schwer zu halten (so ein e-Freibauer ist mies). Zumindest laut Engine-Kurz-Analyse war das Remis wohl drin, in der Praxis zumindest an jenem Tage aber nicht und Domi musste sich nach langem Kampf geschlagen geben. Und beendete das Turnier mit 3 Punkten auf Rang 10. Das ganz bittere: Er hatte die höchste Turnierbbucholz und hätte 3,5 (!) Buchholzpunkte zu viel gehabt…. 

Das ist natürlich ein ganz bitteres Ende und fühlt sich vielleicht nicht wie ein gutes Turnier an, aber nichts könnte ferner von der Wahrheit sein (jaja, das Drama, ich weiß): Bei 5 Gegnern mit rund 100 TWZ-Punkten mehr sind drei Siege mehr als ordentlich, v.a., wenn darunter auch ein FM-Skalp ist. Und als kleinen Trostpreis: Die 3/5 reichten, um Domi das erste Mal in seiner Karriere den Sprung auf über 2000 DWZ machen zu lassen!! Dafür kann man nur gratulieren – 2007 ist die Zahl. Achja, und das Hausverbot beim Hambuger SK hat er wohl vielleicht wirklich gewonnen; Domi gewann wirklich nur genau gegen Spieler ebendieses Vereins, andere Vereine ließ er in Ruhe. Na hoppla…

Gewonnen hat das Turnier mit 4,5 Punkten am Ende die Jugendliche – und mit einer TWZ von 1901 ganz unten gesetzte – Lepu Coco Zhou vor Domis Viertrundengegner Jose Pablo Gomez Lopez mit ebenfalls 4,5 Punkten. Auf Platz 3 landete mit 4 Punkten FM Zieher, Dominiks Zweitrundengegner.

Rangliste Gruppe B

Schreibe einen Kommentar