Domi verteidigt Sebas Titel – beinahe…

Zuletzt am 26. Juli 2022 aktualisiert

Alle Jahre wieder pilgern unsere reisewütigen Talente (und weit über 150 andere Schachfreunde) zum traditionellen Forchheim-Open. Seit 2018 geht es hierfür über die Ausfahrt “Schloss Thurn” nach Heroldsbach, wo eine moderne Halle auf seine Gäste wartet. Direkt gegenüber dem allseits bekannten Freizeitpark glich der Turnierverlauf – welch geschickte Überleitung – einer Achterbahnfahrt. Während im B-Open neben dem sicher größten Erfolg auch die einzigen DWZ-Gewinne verbucht werden konnten, lief es im A- und C-Open nicht ganz nach Wunsch…
      
Beginnen wir also gleich mal mit der erfreulichsten Geschichte von jenem Schach-Wochenende: Dominik Bachhuber, an Startposition 4 gesetzt, vertrat unsere Fahnen mit Abstand am erfolgreichsten – und das trotz einem alles andere als verheißungsvollen Start. In der ersten Runde zerlegte er seinen Gegner in einem Sizilianer praktisch aus der Eröffnung heraus und hatte eine glatte Mehrfigur, Damen waren auch schon getauscht. 
      
Doch dann passierte das Dilemma… Ein bisschen zu schnell gespielt (und das bei Domi) – schwups war die Figur nur noch eine Qualität. Wiederum nicht ganz sauber weitergespielt und prompt war das entstandene Endspiel Remis. Und dann wurde es sogar noch mal brenzlig und man musste haarigst genau weiterspielen, so dass erst nach knapp 5 Stunden das Remis feststand. Uff. 
               
     
 

             
Das irritierte Schachfreund Bachhuber dann allerhöchstens unter dem wachsamen Auge seines Captains und die nächsten beiden Runden gewann er jeweils (nach zugegebenermaßen nicht perfekten Eröffnungen) recht souverän. In der vierten Runde bezwang er Carlos Corral – und diese Partie ist durchaus ihre Erwähnung wert. In einer schönen Mischung aus Positionsspiel und Taktik bestrafte er Carlos Nebenvariante (1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4. Dxd4!?) sehenswert und bis auf einen kleinen Stolperer (bereits mit Quasi-Mehr-Qualität) war der Sieg mehr als souverän und verdient.
    
Damit hatte Dominik mit einem Sieg in der letzten Runde sogar noch Möglichkeiten auf den Turniersieg, gegen den Führenden Waldemar Klein (4/4!) war die Luft aber raus und recht schnell ging praktisch ein Bauer flöten. Da Waldemar das Remis aber zum alleinigen Turniersieg reichte, nahm er das Remisgebot ohne mit der Wimper zu zucken an – damit hatte Domi 4/5 auf dem Konto und dank der guten Feinwertung (fünf 1800er geben im B-Open einen ordentlichen Gegnerschnitt) auch Platz 2 in der Tasche! Eine verdiente Vizemeisterschaft! Und die 1900 auch locker geknackt – so darf es gerne weitergehen… 
         
Die weiteren Geschehnisse im B-Open lassen sich aus unserer Sicht dann mit drei Worten zusammenfassen: Zu viele Remisen! 😀
   
       
                
        
    
Während David (Denninger, Anm. d. Redaktion) mit immerhin nur zwei Punkteteilungen auskam und gar nicht mal so grimmig hätte schauen müssen, ließ Seryozka die Streitaxt gleich ganz zuhause und begnügte sich mit vier halben Punkten. Immerhin: Nach einem kleinen, aber scheinbar wirkungsvollen Wachmacher an Tag 2, knetete er die Figuren in der Schlussrunde weit über das erste Partieformular hinaus: 
      

     
Anstatt einfach am Dauerschach auf den ersten beiden Reihen festzuhalten (Kg1/Kf1 verliert aus Weißsicht jeweils nach Dc5+/Db5+), versuchte er sich nach dem kreativen Zug 3. … Tg1+ noch in einem Damenendspiel. Nicht, dass es etwas am Ergebnis geändert hätte, der Kampfgeist war aber zumindest löblich. Und wenn dann nach 80 Zügen insgesamt zwei Punkte gegen stärkere Gegner rausspringen, ist das in Ordnung. 😉 
    
David kann nach zwei Favoritensiegen, einer Punkteteilung auf Augenhöhe und einem Remis gegen bereits erwähnten Carlos Corral zufrieden mit drei Punkten und einem kleinen DWZ-Plus die Biege aus Heroldsbach machen. Als nun hoffentlich etablierter 1700er geht der Blick nach oben, da wartet ja auch schon die nächste Hürde…
     
Kommen wir nun zu unserer vereinseigenen Queen im A-Open. In der zweiten Hälfte hat man im A-Open normalerweise kein schönes Leben, auch wenn die Forchheimer Königsdisziplin gefühlt nicht so stark wie sonst besetzt war (keine Internationalen Meister oder Großmeister), so dass die drei Favoriten allesamt von Erlangen gestellt wurden. Zwei davon fielen dem beschleunigten Schweizer zu Opfer – auch Dennis tat dies in seiner Favoritenrolle fast, als er in einem Abtauschfranzosen nach einem eigentlich recht hübsch rausgespielten Endspiel in Zeitnot die Gewinnvariante vergaß (ja, vergaß) und froh sein konnte, dass der Gegner nur ein Remis wollte.
    
    
 
   
             
Hatte sich aber im Endeffekt doch gelohnt – gegen die bayerische Meisterin Katharina Mehling erlebte er in einem Holländer wohl eine der verrücktesten Partien, die er je hatte (selbst mit Mehrfigur und zwei Mehrbauern war immer noch alles chaotisch) und war sehr, sehr dankbar über seinen Sieg. Die Partie gibt es hier auch zum Nachspielen:
      
       

       
Danach ging leider nicht mehr wirklich viel zusammen – in der dritten Runde ging er positionell gegen FM Gerald Löw einfach baden. In den Abschlussrunden holte er 0,5/2 – absolut überflüssig, da er in beiden Partien sehr gut bzw. in der Remispartie sogar klar auf Gewinn stand, dann aber die Zügel locker ließ. Damit am Ende 2/5 und ein kleines DWZ-Minus – da wäre wohl mehr drin gewesen…
     
Zum Abschluss des Tagebucheintrags kommen wir noch zu unseren beiden Kiddies im C-Open: Jan Vilinski – mit 10 Jahren der jüngste Abgesandte unseres Vereins – legte zunächst eine ganz heiße Sohle aufs Parkett. Nach einem souveränen Sieg zum Auftakt ließ er allerdings den sicher geglaubten zweiten Punkt ins Remis entgleiten und wählte am Nachmittag dann auch noch das “falsche” Matt in 3. Falsch deshalb, da nach einem Zwischenschach plötzlich eine Figur hing und die Stellung futsch war. Am dritten und letzten Tag war die Luft dann komplett raus und aus +200 DWZ wurden innerhalb von 24 Stunden -4. Upsi… Das mit der Konzentration muss eindeutig noch werden, dann kann der Kleine aber ganz groß werden…  
   
     
                  
   
     
Für den etwas älteren Tobias Vemmer ging es nach dem verpatzten Auftakt nur noch um Schadenbegrenzung. 0/2 wurden zwar immerhin noch in 2,5/5 umgewandelt, was aber nichts mehr am doch ordentlichen DWZ-Minus änderte. Schade, denn beide verlorenen Punkte wurden einfach nur leichtfertig hergeschenkt und somit war ein gutes Ergebnis bereits frühzeitig vom Tisch. Dat muss anders werden… 
                    

   
A-Open:    Dennis Adelhütte,  2 Punkte,  29. Platz,  -7 DWZ
    
B-Open:    Dominik Bachhuber,  4 Punkte,  2. Platz,  +38 DWZ 
                  David Denninger,  3 Punkte,  27. Platz,  +13 DWZ
                  Seryozka Hamazaspyan,  2 Punkte,  50. Platz,  +21 DWZ
       
C-Open:    Tobias Vemmer,  2½ Punkte,  36. Platz,  -65 DWZ
                  Jan Vilinski,  1½ Punkte,  45. Platz,  -4 DWZ
   
      
Fazit: (Große) Erfolge im B-Open, Luft nach oben im A- und C-Turnier. Sebas Titel aus dem Vorjahr konnte Domi zwar nicht ganz verteidigen, den 2. Platz mit all seinen Annehmlichkeiten (250 Euro, +38 DWZ, Ruhm & Ehre) nimmt er aber auch ganz gerne mit. Somit verabschieden sich unsere sechs Talente mit gemischten Gefühlen aus Forchheim/Heroldsbach und leuten eine hoffentlich erfolgreiche Saison ein. Und damit geben wir zurück ins Studio. 
    
     
 
 (Das mit den Gruppenfotos müssen wir vielleicht nochmal üben, womöglich sind Panoramafotos auch einfach ungeeignet, wer weiß… 😉 ) 
        
        
      
Bericht von Dennis Adelhütte und Alexander Kittler

 

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