Robert beim Simultan in Kirchlengern – Match gegen GM Krämer

Zuletzt am 8. Dezember 2023 aktualisiert

Der folgende Artikel wurde von Robert Hartmann verfasst und berichtet über sein Wochenende in Kirchlengern zu einem Simultan und Blitzturnier, von Dennis nur hochgeladen.

Am Freitag, dem 1. Juli 2022, habe ich mich auf die lange Reise nach Kirchlengern gemacht. Ungefähr 550 km entfernt habe ich mich dort verabredet mit meinem Schachlehrer Maurice Gulatz. Sein Verein, die SGEM Kirchlengern veranstalte am 2. Juli zum 30+1 Bestehen des Vereins, ein Simultan mit Großmeister Martin Krämer. Martin kenne ich ebenfalls von twitch, dort streamt er unter dem Namen Draw Denied. Einige andere Schachstreamer hatten sich angekündigt und so trafen wir uns bereits Freitag Abend zum Schachspielen und vergnüglichem Beisammensein.

Nach einer langen Schachnacht, in der ich lernte, was Stufenblitzen ist und wie man einen 1900er im Blitzen besiegen kann (Hinweis: nach mehreren alkoholischen Getränken spielen die gar nicht mehr so genau), holten wir GM Krämer dann gegen Nachmittag vom Bahnhof Kirchlengern ab und schritten gemeinsam zur Spielstätte. Insgesamt 28 Bretter sind angetreten, um es den Großmeister so schwer wie möglich zu machen. Das Teilnehmerfeld war bunt gemischt: Von DWZ-losen bis 2216 gewerteten war alles dabei. Normalerweise setzen sich Großmeister in einem Simultan eine DWZ-Obergrenze, dies ist hier aber nicht passiert, weil viele durch die Schach-Streaming-Community befreundet sind.

Ich selbst war natürlich nervös, da ich ein Simultan noch nie erlebt hatte. Die Regeln wurden kurz vorgetragen: Man zieht erst wenn der GM am Brett ist, und dann muss man auch ziehen. Wenn es kompliziert ist, darf man einmal aussetzen. Die Spieler hatten alle die schwarzen Steine und Martin eröffnete abwechselnd mit e4 und d4. Ich hatte mich am Abend zuvor mit meinem Trainer noch kurz abgesprochen was er so spielt und wir hatten beide auf e4 gehofft, denn dort wären wir in eine Caro-Kann-Short-Variante gekommen, die zäh und nicht so leicht aufzuknacken ist. Ungünstigerweise bekamen wir beide d4 vorgesetzt. Auch darauf hatten wir uns kurz vorbereitet, viel davon ist allerdings nicht hängen geblieben.

Ich überführte in eine Semi-Slawische Verteidigung und versuchte so lang wie möglich die Spannung im Zentrum zu halten. Ich habe wie ein verrückter gerechnet und versucht etwaige Diagonalen und das Zentrum so lang wie möglich geschlossen zu halten, denn das Ziel des Simultans war es, nicht als Erster rauszufliegen. Die Partie war ca. 20 Züge lang sehr ausgeglichen, dann aber fing ich an nervös zu werden und machte erste Ungenauigkeiten und erlaubte weiße Felderschwächen um meinen König. Letztendlich hab ich so lang verteidigt wie ich nur konnte, was auch gut funktioniert hat. Langsam hat mich der Großmeister positionell zerrieben und im Zug 38 machte ich einen positionellen schweren Fehler. Interessanterweise dachte ich, das sei ein sehr guter Zug, da ist wohl noch einiges zu lernen. Nach 44 Zügen gab ich auf und war überrascht. Ich war der drittetzte verbliebende Teilnehmer im Simultan. Damit hatte ich mein Ziel erreicht: Keine taktischen Einsteller, und 25 Leute überlebt.

Insgesamt war das Simultan eine interessante Erfahrung. Es hat 7 Stunden gedauert, aber gerade am Ende fehlte mir deutlich Zeit, denn die wenigen Teilnehmer wurden immer schneller bedient, sodass weniger Zeit für die einzelnen zwischen den Zügen lag. Hier könnt ihr auch die Partie GM Kramer (2580) – Hartmann (1276) sehen:

Nach diesen anstrengenden 7 Stunden, kam dann noch jemand auf die Idee eine Blitzrunde zu machen und so starteten wir gegen Mitternacht noch mit einem 5+0 Blitzturnier mit 14 Leuten, jeder gegen jeden. Hier war das Teilnehmerfeld sehr stark, ich war mit 1136 der schwächste Teilnehmer. Es gab nur einen anderen mit 1275 und der Rest war deutlich stärker >= 1700.

Meinen Leidensgenossen mit 1275 konnte ich auf Zeit bezwingen, er hatte sehr lange nachgedacht und auch auf dem Brett verloren. Da war der erste Punkt. Gegen Helmut, einen erfahrenen Blitzer mit immerhin 1786, konnte ich seine dubiose Eröffnung (dark knight System) bestrafen. Heterogene Rochaden erlaubten druckvolles Angriffsspiel an seinem entblößten Damenflügel, die Stellung war zu komplex und auch hier viel die Zeit von Helmut. Punkt Nummer Zwei. Dann spielte ich gegen einen Streaming und Namensvetter, robertyaa auf twitch. Nominell besser als ich, patzte er bei einem Abtausch und hat sich verkalkuliert, ich war einen Turm vorne und Matt in 2 war auf dem Brett, Punkt Nummer 3.

Heidemarie eröffnete mit Londoner System, da ich ihre DWZ nicht kannte (1805) spielte ich so aggressiv wie möglich. In einer Gewinnstellung, in der ich allerdings kaum Zeit hatte, wiederholte sie die Züge, ich bot Remis an, das macht 3,5 Punkte.

Der letzte halbe Punkt, den ich ergattern konnte, war gegen Peter, der schon müde war und nicht mehr spielen wollte. Er bot mir vor dem Spiel Remis an, um Rauchen gehen zu können. Bei seiner DWZ von 2070 sagte ich da nicht nein und da war der Punktestand am Ende satte 4 Punkte (die natürlich alle völlig verdient waren).

Hier geht es zur Übersichtsseite (inklusive Ergebnisse Simultan und Blitzturnier).

 

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