Zuletzt am 28. März 2023 aktualisiert
Nach unserem Vizemeistertitel in der mittelfränkischen Meisterschaft ging es direkt weiter auf bayerisches Level – und wirklich direkt, trennten die beiden Events lediglich 8 Tage. Wir konnten nicht ganz auf das bereits eingespielte Team zurückgreifen, waren Kristin und Domi ja zeitgleich Punkte in Düsseldorf jagen. Mit Seba Kraus und Youngster Seryozka Schalaev war aber schnell Ersatz gefunden, und so ging es frohen Mutes nach Bechhofen (trotz Zeitumstellung, die für die vielleicht weniger amüsante Pointe geführt hat, dass jemand sogar eine Stunde zu früh am Treffpunkt war…). Unsere Aufstellung war, inspiriert von der mittelfränkischen, wie folgt:
- Brett 1: Martin Killmann
- Brett 2: Fabian Meulner
- Brett 3: Dennis Adelhütte
- Brett 4: Seba Kraus
- Ersatz: Seryozka Schalaev
Natürlich waren wir nominell in keiner Position, um den Titel mitzuspielen: unter 19 Mannschaften waren wir auf 15 gesetzt. So war das “Ziel”, nicht zu nah am letzten Platz zu schweben und vielleicht der mittelfränkischen Konkurrenz das Leben schwer zu machen. Überhaupt war Mittelfranken quantitativ sehr stark vertreten: mit Freiplatzanträgen von Ansbach, Cadolzburg, Heideck-Hilpoltstein, dem Ausrichterfreiplatz Bechhofen, dem Vorqualifikanten Noris-Tarrasch Nürnberg und natürlich uns war praktisch ein Drittel des Teilnehmerfeldes mittelfränkisch. NT Nürnberg war, neben Augsburg, nominell gesehen noch am ehesten in der Lage, dem klaren Favoriten FC Bayern München eins auszuwischen. Erwähnenswert außerdem noch, dass sogar zwei Großmeister dabei waren: GM Michael Bezold und GM Sunilduth Lyna Narayanan – letzterer sogar Platz 76 in der ELO-Weltrangliste, also wirkliche Star-Prominenz!
Genug Vorgeplänkel, wie war das Turnier? Nun, eine kleine Erwähnung findet noch, dass das Turnier etwas ungewöhnlicherweise mit der Bedenkzeit “5 + 0” stattfand, also gelegentlich doch etwas mehr gezockt wurde als bei dem, mittlerweile eher verwendeten, Modus “3 + 2.” Nehmen wir mal das als Ausrede, warum wir doch ein paar Startschwierigkeiten hatten (auf gar keinen Fall lag es an der hohen Einstellerquote, teilweise einzügig). Gegen die, im Gegensatz zur mittelfränkischen krass verstärkten, Ansbacher verloren wir knapp 1,5:2,5 (dabei verteidigte Dennis mit ach und Krach und 5 Sekunden auf der Uhr ein klar verlorenes Leichtfigurenendspiel) und auch gegen die ungefähr gleichstarken Landau-Dingolfinger, wegen mindestens einem einzügigen Einsteller, setzte es ein 1,5:2,5. Gegen Bamberg und Würzburg konnte dann nur Seba punkten, der aber mit 3,5/4 extrem stark aufspielte. Dann ging es gegen Cadolzburg etwas aufwärts, wobei Martin gegen das Spitzenbrett Stefan Hofer etwas überflüssig ins Endspiel ging und dies dann verzockte, so dass es auch hier nur für ein 2:2 reichte (Kudos zu Dennis, welcher gegen ein Wolga-Gambit souverän gewann und Yoshi mit seinem ersten Punktsieg gegen Walter Belich). Danach folgten zwei hohe Pflichtsiege gegen Sonneberg und Bayreuth (die beide auch hätten 4:0 ausgehen können, aber wir wollen mal mit 3,5:0,5 zufrieden sein…), bevor es kurz vor der Mittagspause gegen Gröbenzell nochmal eine 1:3-Klatsche gab.
Zur Mittagspause standen wir mit 5 Mannschaftspunkten auf Platz 16 ganz OK da (immerhin nur einen Platz unter unserer Setzlistennummer) – Fabi nutzte seine Pause gegen Cadolzburg und gewann danach alles, und auch Dennis erholte sich in seiner Pause von Einstellern und holte mehr Punkte. Martin hatte auf Brett 1 den erwartet extrem schweren Stand, wobei die Stellungen definitiv mehr Punkte hergegeben hätten. Damit zur Mittagspause auch das Einzelfazit:
- Martin: 1/6,
- Fabi: 4/7,
- Dennis: 3/7,
- Seba: 5/7,
- Seryozka: 2/5.
Hier auch die Tabelle:
Mit ausgezeichneter Versorgung des Gastgebers ging es nach einer Stunde Mittagspause direkt an die Guillotine gegen Bayern München. Die Strategie, die in der Woche vorher gegen Topfavoriten Erlangen funktioniert hat (die da wäre: Dennis kneift), ging hier leider nicht auf, obwohl es lange danach aussah, dass wir nicht mit einem 0:4 nach Hause gehen würden. Am Ende setzte sich aber die klar bessere Wertung durch und wir kassierten eben doch das erste 0:4. Dafür folgten danach die extrem gebeutelten Heidecker (zur Mittagspause siegfrei mit 4.5 Brettpunkten), denen wir dann unser erstes (und auch einziges) 4:0 aufdrängten.
…und dann ging es gegen Deggendorf. Diese hatten schlagbare Bretter 3 und 4, ein sehr starkes Brett 2 und besagten TOP100-GM auf Brett 1. Da Martin schon gegen Bayern München durfte, setzte er diesmal aus (Mist, konnte Dennis nicht kneifen). Besagter Dennis ließ sich im Blumenfeld-Gambit auch ziemlich zerdeppern, so dass es definitiv bei Brett 3 und 4 lag, wenigstens einen Punkt zu holen. Oder? Seba verlor leider und Yoshi gewann, und dann spielte beim Stand von 1:2 nur noch Fabi auf Brett 1. Und man konnte seinen Augen nicht trauen, aber Fabi hatte ein remises Turmendspiel am Brett – und hielt dieses aller Tricks zum Trotz sogar ohne große Probleme. Als das Endspiel dann wirklich einfach nur Remis war, bot sogar der Großmeister Remis – Fabi nahm natürlich sofort an. Ladies and Gentlemen, damit hat Fabi einem TOP100-Spieler ein Remis abgenommen!! Zu was wir Talente alles fähig sind. Oder zumindest ein Talent. Kleiner Spoiler: Besagter GM holte 17,5/18, also auch im Blitzen scheint der Gute was zu können… :-).
Weiter im Text: Gegen Augsburg konnte Fabi den Schwung mitnehmen und holte den nächsten Sieg, da aber der Rest verlor, gab es wieder eine Niederlage. Gegen NT Nürnberg setzte Fabi dann aus und es setzte das nächste 0:4. Und auch gegen die stark aufspielenden Regensburger von Bavaria sollte es nicht reichen und wir verloren 0,5:3,5 (care to guess wer das Remis geholt hat?).
Damit gab es nach der Mittagspause einen Sieg und ganze 5 Niederlagen – dieser Trend sollte unbedingt gestoppt werden, und die letzten 4 Runden gaben wir dann auch ordentlich Gas. Gegen den Ausrichter Bechhofen waren wir favorisiert – erst recht, nachdem Martin gegen den “eingeflogenen” Daniel Weber (knapp 2200 DWZ) recht schnell die Dame gewann. Beim Stand von 2,5:0,5 gab es dann bei Dennis noch die kleine Kuriosität, dass (bereits in Verluststellung) Dennis Gegner in ein Schach zog, Dennis dies aber nicht sah und damit einen ungültigen Zug ausführte, was eigentlich zu Zeitgutschrift für seinen Gegner gefunden hätte. Nach kurzer Stille wurde dann einfach weitergespielt, und Dennis sackte den Punkt an.
Gegen das FMgestärkte Team waren wir das letzte Mal klare Außenseiter, und da uns noch keine wirkliche Überraschung (aus Mannschaftssicht!) gelang, wurde das mal doch dringend Zeit. Fabi war gefühlt überhaupt nicht mehr aufzuhalten und gewann, aber auch Dennis hatte mal die Ehre zu glänzen und setzte sich per “Damenopfer gegen 2 Läufer” (eigentlich sollte noch ein Springer hinzukommen) durch, als der gegnerische 2280er-FM den Angriff gegen den offenen König etwas unterschätzte und Matt wurde. Leider verloren Martin und Seryozka, am Ende aber ein sehr gutes 2:2 gegen eine Mannschaft mit Schnitt 2214!
In der vorletzten Runde ging es gegen den SK Mering, und diese Niederlage war unsere einzige wirklich bittere Niederlage. Fabi setzte für die noch kommende Runde gegen Marktleuthen aus. Als Seba brillierte und Yoshi bereits einen Turm vorne war – und Martin favorisiert war – sah es auch nach Dennis Niederlage gut aus. Leider verloren am Ende dann beide Talente, so dass es ein bitteres 1:3 gab.
Nun lagen wir auf Platz 14 – Platz 13 war nicht mehr einholbar, aber Platz 15, der 1. FC Marktleuthen, würde uns mit einem Sieg noch überholen. Mit einem Schnitt von über 2000 auch klar favorisiert musste also nochmal alles her, um wenigstes einen Mannschaftspunkt zu ergattern. Und siehe da, die Mission gelang: Fabi und Dennis gewannen – letzter setzte mit einer Sekunde auf der Uhr Matt. Da fielen auch die Niederlagen von Yoshi und Seba nicht mehr ins Gewicht, und wir konnten das Turnier auf Platz 14 – einen Platz über unserer Setzlistennummer – beenden.
Fazit:
Wie erwartet hatten wir ein sehr schweres Leben vor uns, gab es praktisch keinen schlechten Gegner. Klarer Talente-Star war dabei Fabi mit 10/15. Seba ließ nach der Mittagspause leider etwas nach und holte 7.5/15 – Mensch, hätten die beiden doch mal gleichzeitig so gut gepunktet ;-). Dennis holte zum Schluss noch etwas auf: 7/15. Martin hatte mit Brett 1 die Mammutaufgabe übernommen und gegen die extrem starke Gegnerschaft 3 Punkte ergattert. Seryozka erwischte einen eher langsameren Tag – er konnte oft sehr gut mit der Gegnerschaft mithalten, am Ende ging ihm aber bei fast allen Niederlagen einfach die Zeit aus, und wie Martin holte er 3 Punkte. Damit insgesamt 30,5 Brettpunkte bei 11 Mannschaftspunkten und Platz 14.
Gewonnen hat das Turnier trotz früher Niederage gegen Augsburg wie erwartet der FC Bayern München, mit 33 Mannschaftspunkten (a.k.a. 16 Siege, ein Unentschieden und eine Niederlage). Zweiter wurden die SF Augsburg mit 32 Mannschaftspunkten, und schon etwas abgeschlagen wurde, nominell ein bisschen überraschend, Bavaria Regensburg mit 28 Mannschaftspunkten Dritter. Bester Mittelfranke wurde NT Nürnberg, welcher mit Platz 6 und 25 Mannschaftspunkten aber hinter den Erwartungen zurückblieb. Und wir können immerhin sagen: Mit Post-Süd Regensburg dem Platz 7 (welcher damit vorqualifiziert ist für die bayerische Blitz-MM 2024) ein 2:2 abgenommen…
Bleibt noch, sich bei Bechhofen für die exzellente Versorgung und der guten Lokalität zu bedanken – einzig die Meldezettel waren vielleicht eine Spur zu klein… 😉 ansonsten wird das Ziel sein, sich wieder zu qualifizieren – und vielleicht kommen die Brettpunkte dann auch mal in der richtigen Reihenfolge…
Artikel vom Ausrichter Bechhofen
Turnierseite des Bayerischen Schachbundes (mit Kreuztabelle, Brettwertungen, etc.)
Artikel von Klaus Steffan (inklusive Abschlusstabelle in lesbar :))
Übersicht über das Turnier aus Jäklesicht:
Ansbach |
Landau-Dingolfing | FREILOS | Bamberg | Würzburg | Cadolzburg | Sonneberg | Bayreuth | Gröbenzell | Bayern München | Heideck | Deggendorf | Augsburg | NT Nürnberg | Bavaria Regensburg | Bechhofen | Post-Süd Regensburg | Mering | Marktleuthen | Summe | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Martin Killmann | 0 | 0 | – | 0 | 0 | 1 | 0 | 0 | 1 | 0 | 0 | 0 | 1 | 0 | 0 | 3/14 | ||||
Fabian Meulner | 0 | 1 | – | 0 | 0 | 1 | 1 | 1 | 0 | 1 | 0.5 | 1 | 0.5 | 1 | 1 | 1 | 10/15 | |||
Dennis Adelhütte | 0.5 | 0 | – | 0 | 1 | 0.5 | 1 | 0 | 1 | 0 | 0 | 0 | 1 | 1 | 0 | 1 | 7/15 | |||
Sebastian Kraus | 1 | 0.5 | – | 1 | 1 | 0 | 1 | 0.5 | 0 | 1 | 0 | 0 | 0 | 0.5 | 1 | 0 | 7.5/15 | |||
Seryozka Schalaev | – | 0 | 0 | 1 | 1 | 0 | 0 | 1 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 3/13 | |||||
1.5 | 1.5 | – | 1 | 1 | 2 | 3.5 | 3.5 | 1 | 0 | 4 | 1.5 | 1 | 0 | 0.5 | 3.5 | 2 | 1 | 2 | 30.5 | |
Mannschaftspunkte | 0 | 0 | – | 0 | 0 | 1 | 2 | 2 | 0 | 0 | 2 | 0 | 0 | 0 | 0 | 2 | 1 | 0 | 1 | 11 |
Noch ein paar Impressionen (mehr auf der oben verlinkten Bechhofener Homepage):