Zuletzt am 26. Juli 2022 aktualisiert
Da war es – das alles entscheidende Spiel! Trotz Corona, trotz sämtlicher Aussetzer einzelner Spieler (der Autor meint sich auf gar keinen Fall selbst, der würde nie 3 gewonnene Stellungen in einer Saison verlieren, schon gar nicht bei wichtigen Kämpfen! NIEMALS…!), trotz ärgerlicher Punktverluste – so waren wir vor der letzten Runde auf dem ersten Platz, mit einem Mannschaftspunkt Vorsprung, zu finden.
Würde uns ein 4:4 denn reichen? Die Wahrscheinlichkeit war verdammt hoch, aber würde die SG Ansbach/Bad Windsheim ein 7:1 gegen die SGem Fürth hinlegen, wären die Ansbacher aufgestiegen. Und bei einer Niederlage unsererseits musste die SG nur irgendwie gewinnen. Also alles riskant, alles doof – daher das Motto: Ein Sieg muss her! Das hatten wir nur dummerweise gegen SK Rothenburg II schon mal – was dann mit einem 3,5:4,5 so gar nicht gut für uns ausging…
Damals, in der Saison 17/18, mussten wir alle Aufstiegshoffnungen begraben und SGem Fürth I (mittlerweile Regionalliga-Truppe) stieg auf, ohne ein großes Finale gegen uns. Aber seis drum, Schnee von vorgestern – auf gings!
Alex Kittler und Reinmar Killmann setzten Corona-bedingt aus, bei Reinmar besonders bitter, da er einen Tick zu lange in Tirol verweilte und dieses prompt zum Risikogebiet erklärt wurde und das Testergebnis nicht schnell genug da war… Dafür bekamen Xenia Lingl und Tim Bursian die Chance, bei der Mission “Aufstieg” zu glänzen.
Unsere Aufstellung – Brett 1: Martin, Brett 2: Dennis, Brett 3: Seba, Brett 4: Kristin, Brett 5: Domi, Brett 6: Sandra, Brett 7: Tim, Brett 8: Xenia – konnte sich sehen lassen und wir waren im Schnitt um über 100 Punkte favorisiert. Zur allgemeinen Beruhigung trug dann noch bei, dass Seba kampflos gewann (auch an Rothenburg ging Covid-19 nicht spurlos vorbei – wegen Symptomen musste Schachfreund Faust spontan passen, da das Hygienekonzept spielen mit Symptomen ausdrücklich untersagt).
Doppelt gut für uns – abgesehen vom 1:0-Vorsprung nach einer Stunde konnte Seba dann auch noch unsere Online-Fan-Gemeinde beglücken – den Liveticker wollen wir euch nicht vorenthalten und damit übergebe ich das Wort an den weltbesten Kommentator (sry, Gusti und chess24, ihr könnt einpacken) Sebastian Kraus:
[15:05] So, ich mache mal den Anfang.
Da mein Gegner Coronasymptome zeigte, konnte er nicht mit anreisen. Ich gewinne also kampflos und wir liegen mit 1:0 in Führung!
[15:11] Was macht man, wenn man 0:1 hinten liegt?
Erstmal Remis bieten! So geschehen an Brett 1. Martin lehnte jedoch ab und das zu Recht. In einem Londoner System steht er mit Schwarz bereits etwas besser.
Auch Dennis an Brett 2 spielt heute Londoner. Er konnte mit seinem Springer bereits den Vorposten auf e5 besetzen, dafür hat der Gegner die weißfeldrigen Läufer abgetauscht. Insgesamt also etwa ausgeglichen.
Auf Brett 4 spielte Kristin die Reti-Eröffnung und steht nun hängenden Bauern auf c5 und d5 gegenüber. Auch hier ist die Stellung noch ausgeglichen.
Auf Brett 5 dagegen ist die Lage schon angespannter. Domi hat mit Schwarz einen offenen Sizilianer mit Scheveninger Bauernstruktur (e6 und d6) auf dem Brett. Dagegen begann sein Kontrahent mit g4 und g5 vorzug…
[15:16] An Brett 6 hat Sandra eine französische Struktur mit Weiß und steht positionell besser. Raumvorteil, Kontrolle über das Feld d4 und der schlechte weißfeldrige Läufer des Schwarzen sprechen für sie.
Auf Brett 7 wird Caro-Kann gespielt und zwar von Tim. Sein Gegner wählte die Vorstoßvariante, spielte danach aber recht harmlos weiter. Auch hier keine Probleme in Sicht.
Auf Brett 8 spielt Xenia Italienisch. Die Stellung ist recht komplex, es wurde erst ein Bauernpaar getauscht.
[15:25] Insgesamt sieht es also gut für uns aus!
Wenn etwas passiert, erfahrt ihr es hier zuerst 😀
[15:29] Xenia hat jetzt einen Bauern mehr. Das ist zwar ein verdoppelter und ihre Gegnerin hat das Läuferpaar, trotzdem steht hier eher Weiß besser.
Domi steht mittlerweile klar besser, da der gegnerische König auch nach der kurzen Rochade kein sicheres Plätzchen findet. Der schwarze König dagegen fühlt sich hinter seinem Schutzschild aus Bauern auf f7, e6 und d6 sehr wohl.
[15:55] Xenia hat unterdessen das gegnerische Läuferpaar halbiert, ihre Bauernstruktur verbessert und ihren Mehrbauern behalten. Das sollte für einen ordentlichen Vorteil reichen 🙂
[15:56] An den restlichen Brettern gilt weiterhin: Ausgeglichen, im Zweifel leichter Vorteil für uns. Probleme sehe ich keine
[16:06] Martin gewinnt an Brett 1 einen Bauern. Sein Gegner beginnt im Trüben zu fischen, aber auch hier sieht die Stellung jetzt deutlich besser für uns aus
[16:25] Auf Brett 6 konnte Schwarz sich etwas befreien, nachdem er f6 gespielt hat. Sandra sollte das aber im Griff haben.
Tim hat auf Brett 7 mittlerweile einen deutlichen Raumvorteil am Damenflügel erzielt. Zusammen mit den passiven Figuren des Gegners sollte das auch insgesamt Vorteil für ihn bedeuten.
[16:31] Bei Kristin haben sich die hängenden Bauern mittlerweile aufgelöst. Nun hat sie das Läuferpaar, aber die etwas schlechtere Bauernstruktur. Auch hier gilt: Ausgeglichen bis leichter Vorteil für uns
[16:46] Nachdem die Partie über bisher eher ruhig manövriert wurde, wird es bei Kristin jetzt taktisch. Mal sehen, wer in den Komplikationen den Überblick behält 🙂
[16:59] Zu Brett 2 habe ich lange nichts gesagt: Dennis’ Gegner hat gut manövriert und um das Feld e5 gekämpft. Nun hat Dennis die etwas bessere Bauernstruktur. Vielleicht leicht besser für uns, aber die Stellung sollte recht nah am Ausgleich sein
[17:01] Tim konnte seinen Raumvorteil am Damenflügel in einen gedeckten Freibauern auf b3 umwandeln. Das sieht sehr stark aus!
[17:03] Kristins Gegnerin greift fehl und tut das gleich mit einem hörbaren „Schei*e!“ kund.
Nun hat Kristin eine ziemlich glatte Mehrfigur!
[Anmerkung der Redaktion: Der Ausruf kam, als die Gegnerin dachte, sie setze Dg2 Matt. Doch der Läufer von b7 konnte die Dame auf g2 einfach schlagen… 🙂 ]
[17:06] Domi konnte derweil mit seiner Dame in die gegnerische Stellung eindringen. Es sieht sehr gut für uns aus!
Bald sollten die ersten Entscheidungen fallen.
[17:09] An Brett 1 versucht Karlheinz Kotitschke für Rothenburg weiterhin die Lage zu verkomplizieren. Martin hat die Stellung aber gut im Griff und nach wie vor einen Bauern mehr
[17:12] Ein Doppelschlag für uns!
Kristin und Domi gewinnen beinahe gleichzeitig und stellen auf 3:0 für uns!
Damit geht die Tür Richtung B1 sehr weit auf!
[17:13] Remis bei Sandra. Damit 3,5:0,5 für uns!
[17:13] Es fehlt nicht mehr viel.
An Brett 8 scheint der Matchball verwandelt zu werden – Xenias Gegnerin versucht hier beim Stand von 3,5:0,5 noch ein verlorenes Bauernendspiel zu retten. Auch wenn das Ganze für Xenia nur Formsache sein sollte. Aber was heißt das schon…
[17:22] Auch die Stellung von Tims Gegner zerbröckelt immer weiter. Wird das am Ende noch ein Kantersieg?
[17:26] Dennis geht zum Angriff über. Seine Leichtfiguren beäugen zusammen mit seiner Dame schwarze Felderschwächen am Königsflügel.
[17:27] Xenia macht den Sack zu! Sieg und damit 4,5:0,5 für uns!
[17:28] Damit ist der langersehnte Aufstieg in die B1 perfekt!!! 🤩
Kleines Update: Die Feierlichkeiten sind schon in vollem Gange!
Dennis gibt seine Partie in besserer Stellung Remis, um den Sieg abzusichern. Martin lässt an Brett 1 nichts anbrennen und holt den vollen Punkt.
Tim spielt noch.
[18:45] Wichtige Meldung: Tim gewinnt auch noch, damit ist der höchste Saisonsieg perfekt!
[18:45] Das war es. Vielen Dank fürs Mitlesen!
…jap, so funktioniert das. Die Fan-Gemeinde war begeistert, als nächstes kommen dann die DGT-Bretter dazu. Oder auch nicht. Mal sehen. Vielleicht in der Bundesliga. 😀
Weitere Impressionen:
Damit sind wir mit einem so überhaupt nicht vorher antizipierten Kantersieg mit zwei Mannschaftspunkten Vorsprung auf Platz 1 gelandet und in die Bezirksliga 1 aufgestiegen – relativ deutlich vor dem Zweiten SF Fürth und vor dem Dritten TSV Cadolzburg (gegen welche wir jeweils 6:2 gewonnen). Die Jäklebezwinger SG Ansbach/B.W. und SW Süd IV (ok, gegen Ansbach wars ein 4:4, aber bei hundert verlorenen gewonnenen Stellungen.. naja.. 😉 ) landeten nach Niederlagen gegen Bubenreuth bzw. SGem Fürth auf den Rängen 4 und 5.
Damit sagen wir nach drei Jahren “Servus” zur B2a und spielen in der nächsten Saison in der B1. Und wann ist diese Saison? Angesetzt ist eine “ganz normale Saison” mit 9 Runden, 8er-Mannschaften, etc., als ob nix wär, startend ab dem 08.11.
Nun war für uns die Umsetzung des Hygienekonzeptes in der Lebenshilfe kein großes Problem (drei große Räume zum Spielen, ein Extraanalyseraum, viel Abstand) und auch die Spielbereitschaft war von unserer Seite groß (wobei auch wir uns mit FFP2-Masken ausgerüstet haben). Nun sind wir in der B2a von einer Riesenwettbewerbsverzerrung auch verschont geblieben, “nur” zwei 8:0er in der letzten Runde (welche, unter realistischen Bedingungen, zumindest mannschaftspunktemäßig wahrscheinlich auch so ausgegangen wären) – und wir wären mit unseren hohen Schlusssiegen auch so aufgestiegen.
Anders sieht es da in unseren Nachbarligen aus – in der B2b gewann der Tabellenführer Süd III die letzten beiden Spiele 8:0, in der B1 rettete sich der SC Bechhofen sogar über die Ziellinie, weil Herzogenaurach II (die schon sicher in die Regionalliga aufgestiegen waren) kampflos aufgab. Gerade in der B1 wurde die Abstiegsfrage komplett verzerrt (vor der 8. Runde konnten noch 6 Mannschaften absteigen!) – insgesamt wurden in der B1 von den letzten Zehn Spielen Sechs abgesagt, in der B2b Vier und bei uns “nur” Zwei – also knapp über ein Drittel im Gesamten. Ob das so wirklich sinnvoll ist oder man nicht lieber eine Bayerische Lösung mit Freiwilligenbetrieb (aber trotzdem mit Aufsteigern, nur ohne Absteiger) anstrebt, muss am Ende des Tages die mittelfränkische Spielleitung entscheiden, aber glücklich kann man mit der bisherigen Lösung eigentlich nicht sein…
Naja, so oder so: Wir können mit uns sehr zufrieden sein! Und manche ganz besonders – in der Schüssel’schen TOP20-Wertung finden sich doch einige unserer Stammspieler wieder:
Platz 2: Sebastian Kraus (8 aus 9)
Platz 3: Kristin Braun (7 aus 9)
Platz 6: Martin Killmann (6,5 aus 8)
Platz 9: Sandra Roß (6 aus 8)
Platz 12: Alex Kittler (5.5 aus 6)
Platz 16: Dominik Bachhuber (5.5 aus 8)
Gerade Seba wuchs über sich hinaus, und wäre er gegen Walter Belich (Cadolzburg) nicht in guter Stellung gestolpert, hätte es sogar zu einem perfekten 100%-Score gereicht – Chapeau! Da durfte er bei der Aufstiegsfeier auch gleich den Sekt öffnen…
Die anderen Stammspieler (man betone: 2) ließen in dieser Saison eher die anderen arbeiten: Kapitän Dennis Adelhütte holte 4 aus 9, Dr. Reinmar Killmann 2 aus 6. Aber das war ja alles nur Strategie, um die anderen Spieler zu pushen, nicht wahr, Reinmar? 😉
Gerade Dennis überzeugte hier besonders, denn wenn der Punkte geholt hat, wurde dat ja nix mitm Aufstieg. Also einfach alles gewonnene verlieren. Hat sich voll ausgezahlt. War alles so geplant! Sicherlich! Versprochen! Auch die DWZMiese von 50! 😀
Auch der Ersatz hat ordentlich zugelangt und man konnte sich stets auf ihn verlassen – gerade Tim, der 3 Mal zum Einsatz kam – holte perfekte 3 Punkte und hält seinen Lauf in der Ersten! Auch der Rest kann sich sehen lassen:
Tim Bursian: 3/3, Thomas Roß: 1/1, Xenia Lingl: 1/1, David Denninger: 0/2, Rainer Klein: 1/1, Seroyzka Hamazaspyan: 0/1
Und damit verabschiedet sich die Redaktion für diese Saison (die mit fast 365 Tagen sehr lang war) und meldet sich hoffentlich bald wieder, wenn es heißt: Bezirksliga 1. Und wer weiß, wie es da so läuft… 🙂
Hier noch ein Bild von der glücklichen Siegertruppe (stilecht mit Sekt aus Plastikbechern):