Zuletzt am 23. September 2023 aktualisiert
Nach 2019 fanden sich dieses Jahr wieder ein paar Talente zur Vorbereitung auf die neue Saison in der Nähe von Passau, im niederbayerischen Ortenburg, wieder. Im Wellness-Hotel “Zum Koch” gab es alles, was das Herz begehrt – Schachbretter, Schachuhren, Partieformulare, Bier. Wie? Wellness-Bereich? Fir-le-Fanz, als Schachspieler wird das völlig überbewertet. Oder so.
Wie dem auch sei: Mit unserem passiven Talent Siegfried Mankus sowie 5/8 unserer ersten Mannschaft – Dennis Adelhütte, Dominik Bachhuber, Kristin Braun, Fabian Meulner und Robert Wagner (erstes Turnier seit god-knows-who-long) gab es fast schon einen Ansturm der Talente auf das Turnier! Alle ca. gleich gesetzt, war es mit ein klassisches 5-Runden-Open mit vielen Schweizer Schaukeln… so war es wenigstens zu hoffen.
Siegfried im B-Open
Siegfried hatte im B-Open mit der zum Teil sehr jungen Konkurrenz hart zu kämpfen. Mit ein paar blauen Augen, aber im Endeffekt unter der Erwartung, landete er mit 2/5 auf Platz 33.
Kristin als klassische Neu2000erin: Schweres Turnier mit 2/5
Nach ihrer extrem starken Performance in Augsburg hat Kristin einiges an DWZ gut gemacht – sogar so viel, dass sie das erste mal die 2000 knackte! Da ruht schon mal ein besonderer Druck auf einem, wie sowohl Seba Kraus, Domi und auch Dennis bei ihren ersten Auftritten mit 2000 bewiesen. Vor allem beim Antritt gegen nominell schwächere Spieler.
Liefen die ersten beiden Runden noch “nach Plan” (in der 1. Runde ein ungleichfarbiges Läuferendspiel als Favoritin vielleicht etwas dreckig gewonnen, in der 2. Runde gegen einen IM an Brett 1 in einer scharfen Stellung ne Idee weniger gerechnet als der Gegner), so lief die nächsten beiden Runden in Sizilianern gar nichts mehr zusammen. Einmal ging es in einem Drachen in ein Turmendspiel, was mit genauem Spiel wahrscheinlich haltbar gewesen wäre. Auch wegen ihrer Favoritenrolle lehnte Kristin ein Remisangebot ab, aus praktischer Sicht war wegen einem weit entfernten König das Endspiel aber realistisch gesehen nur vom Gegner zu gewinnen. Und leider passierte auch das: Der Gegner spielte das Turmendspiel praktisch stark und fand die richtigen Züge, so dass er am Ende Kristin zur Aufgabe zwang. Und in Runde 4 sollte es in einem Morra-Gambit nicht besser laufen – eigentlich bereits eine Qualität mehr haben, ließ Kristin dem jungen Gegner zu viel Aktivität; und mit knapper Zeit übersah sie einen Angriff zu viel, so dass sie auch diese Partie verloren geben musste. Immerhin die letzte Runde gewann sie mit den weißen Steinen sehr souverän – damit am Ende 2/5 und ein Turnier ein bissi zum Vergessen – aber mei, shizzle happens!
Fabi mit unverdient verdienten 2,5/5
Auf genau 50% kam Fabi, und eigentlich sah es ein bisschen nach “Fabi wird der Breakout-Star”. Mit einem praktisch sehr starken Opfer überrannte er seinen Gegner der 1. Runde, und nahm in einer Wilden 1…b6-Eröffnung seinem favorisierten Gegner mit den weißen Steinen ein Remis ab. In der dritten Runde dann das richtige Ausrufezeichen, als er nach langer Partie mit Schwarz dem Gegner mit über 2200 DWZ in einem Leichtfigurenendspiel souverän sogar den ganzen Punkt abnahm! Damit eigentlich on the road to greatness, gab es in der 4. Runde gegen Lukas Stöttner mit Weiß in chaotischer Stellung nach verhauener Eröffnung zwar nach der ersten Zeitnotphase noch Chancen, aber nicht genug, um die Partie zu retten. Und dann wurde es wirklich undankbar: Gegen den Jugendlichen Tim Geist, nur 1600 DWZ aber sonst ein herausragendes Turnier gespielt, wollte man dann wirklich nicht spielen. Und in einer geschlossenen Stellung eigentlich sehr gut gestanden, nahm er mal einen Bauern nicht mit, und auf einmal gabs Gegenspiel. Und dann war die Partie auch schon rum – und Fabi verlor. Etwas weird, dass er hinter gleich drei anderen Talenten landete mit der Performance, denn gefühlt war es das stärkste Turnier.
Dennis, Domi und Robert: Trio mit 3/5
Drei Turniere, die fast unterschiedlicher nicht sein könnten – könnt ich jetzt sagen, aber das wäre ein bisschen überdramatisch. Fangen wir mal mit Domi an: Der hatte eine klassische Schweizer Schaukel vorzuweisen. Und wirklich klassisch: In der ersten Runde sich ganz eventuell ein klitzelkleinesbisschen angestellt und musste mit Mehrqualle über die volle 5h-Distanz gehen, bis er den Sieg einfahren konnte. Und dann gab es eine schnelle Niederlage, einen halbwegs schnellen Sieg, eine schnelle Niederlage und dann wieder einen schnellen Sieg. Und offenbar auf der 199X-Bingokarte das nächste Feld ausgefüllt – das riecht schon ein bisschen… 😉
Für ein kurzes Interview zum ersten Langzeit-Turnier seit “god knows when” (Gott ist hier die Datenbank, but who cares…). “Zeitmanagement war besser, Runde 2 dauernd verrechnet, hätte ich verlieren müssen, gut, dass ich Runde 5 verloren hab.” Na, positiv wie immer – das nimmt er dann zur Saison mit. Oder so. Bitte nicht.
Bei Dennis gabs die ersten 3 Runden auch ne Schweizer Schaukel, wobei der Sieg in der 1. Runde auch mehr mit “Ach und Krach” nach eigentlich guter Eröffnung kam (wobei die Lage nie so schlimm war, wie gedacht, aber einmal hätte Dennis eigentlich Dauerschach geben müssen. Well). In der 4. Runde wurde dann sehr hart gegen den alten Trainer aus Erlanger Zeiten, Thomas Walter, remisiert (sehr hart = 1 Zug). Und in der letzten Runde dann eigentlich gegen einen königsindischen Aufbau im Franzosen im Mittelspiel klar besser gestanden, im falschen Moment zu schnell gespielt und prompt in ein kompliziertes Endspiel abgewickelt. Auch hier hatte Dennis Gewinnchancen, der Gegner spielte aber gut und so wurde es am Ende trotz diversen Bauernopfern und … mutigen Manövern ein Remis. Immerhin: Die DWZ ist am Ende kaum davon betroffen, wenn überhaupt.
Gewonnen hat das Turnier ein Trio aus Titelträgern, welche sich nicht gegenseitig weh tun mussten. Mit 4,5 Punkten gewann GM Leonid Milov (SC Noris-Tarrasch Nürnberg) vor IM Alexander Krastev (SG Solingen) hauchdünn nach Drittwertung und GM Oleg Korneev (TSV Schönaich) hauchdünn vor Zweitwertung. Ein wenig schade, dass es zu den Matches untereinander nicht kam, es war aber durchaus spannend mit an zu sehen, wie die Titelträger gegen teils deutlich schwächere Gegner ordentlich schwitzen mussten. Das B-Open gewann mit 5/5 Georg Kessler (SC Sulzbach-Rosenberg).
Impressionen