Bamberg Open 2024 – 6 Talente am Start

Zuletzt am 23. Oktober 2024 aktualisiert

Nachdem letztes Jahr bloß Seryozka den gar nicht mal so weiten Weg nach Bamberg auf sich genommen hatte, waren dieses Jahr ganze 6 Talente beim 6. Bamberger Open am Start. Im A-Open musste Fabian Meulner zwar alleine kämpfen, dafür mischten Robert Marczok, Julia Nesmjanowitsch, Alisa Holzmann, Gherman Antipka und Philip Held das B-Open auf. Dieses Jahr fand das Turnier in den Harmoniesälen statt. Dort wurde 1919 die erste Bayerische Verfassung ausgearbeitet und verabschiedet, was in der nicht viel zu kurzen Eröffnungsrede kaum erwähnt wurde.

Im A-Open startete Fabian zunächst souverän mit einem Sieg. In der nächsten Runde durfte er sich auf Brett 1 mit dem internationalen Meister Ruben Gideon Koellner duellieren. Diesem fehlen nur noch 19 Elo-Punkte und zwei GM-Normen zum Titel. Gegen solch eine starke Opposition musste Fabi letztlich den ersten Punkt des Turniers abgeben. In der darauffolgenden Runde ging es Remis aus. Die 4. Runde konnte der Gegner für sich entscheiden. Unvorteilhaft war es dann auch noch, dass Fabian in der fünften Runde per Freilos gewann. Anschließend konnte er die nächste Partie mit Schwarz in einer sehr seltenen Variante des Alapin-Sizilianers (3 von 1020 Partien laut der lichess Masters Database) sehr überzeugend für sich entscheiden. In der letzten Runde verlor Fabian trotz angenehmer Stellung und schließt damit mit 2,5/6 ab. An den Erfolg des Kirchseeon-BIBER-Open 2024, bei dem Fabi die 2100 DWZ geknackt hatte, konnte er leider nicht ganz anknüpfen und musste ein paar DWZ-Punkte einbüßen.

Das beste Turnier spielte Alisa. Auch wenn der Start mit zwei Verlusten etwas holpriger war, remisierte sie die beiden darauffolgenden Partien. In ersterer schaffte sie es bedauerlicherweise nicht, einen Mehrbauern im Endspiel zu verwerten. In der darauffolgenden Partie hielt sie dafür eine für den Gegner etwas bessere Stellung Remis. In der fünften Runde gelang es ihr dann, einen Mehrbauern im Endspiel durchzubringen, ihrem Gegner in der sechsten Runde ungünstigerweise auch. Abschließend verpasste Alisas Gegner in der letzten Runde eine gewinnbringende Taktik und verlor stattdessen die Qualität, was ihr für den Sieg reichte. Mit 3/7 und knapp 50 DWZ Plus kann sie sehr zufrieden mit ihrer Leistung sein.

Gherman startete zunächst sehr souverän ins Turnier mit einem Sieg gegen einen DWZ-losen, der ihm in der Eröffnung mit guter Vorbereitung seiner stärkeren Freunde vor einige Probleme stellte, und einem Remis gegen einen 1700er. Anschließend schaffte er es die nächsten drei Runden jedoch nicht, weitere Punkte zu sammeln. Gherman ließ sich jedoch nicht unterkriegen und besiegte seinen Gegner in der 6. Runde in einem zähen Endspiel. Die letzte Runde ging Remis aus und mit 3/7 hat Gherman etwas unter der Erwartung gespielt.

Julia startete auf Brett 9 im Spiegelsaal mit einer Niederlage, gewann die nächste Runde jedoch überzeugend. In der dritten Runde spielte sie dann ein wenig zu dynamisch und aggressiv und verlor neben einigen Bauern auch die Partie. In der nächsten Runde schaffte es ihr Gegner, sie in einem ungleichfarbigen Läuferendspiel, bei dem beide Seiten auf einem Flügel je 2 Bauern mehr hatten, auszutricksen, und gewann. Die letzten drei Runden sollten jedoch besser für sie laufen. In der 5. Runde setzte sie ihren Gegner nach einem starken Angriff in weniger als 30 Zügen Matt, die 6. Runde gewann sie souverän und in der letzten Runde verpasste Julia in einer dominanten Stellung gegen einen nominell stärkeren Gegner leider den Sieg und musste sich mit einem Remis zufriedengeben. Somit beendete sie das Turnier mit 3,5/7, was etwas unter der Erwartung war.

Philip kam ebenfalls auf 3,5 Punkte. Nachdem er in der ersten Runde gedacht hatte, er opfere seine Dame für zwei Leichtfiguren und einen Turm, stellte sich heraus, dass er einen Zwischenzug übersehen hatte und nun doch nur zwei Leichtfiguren für die Dame vorzuweisen hatte. Nach diesem Patzer erspielte er in den nächsten drei Runden zwei Remis und einen Sieg. Eines der beiden Remisen nahm er dabei in einer für ihn gewonnenen Stellung gegen einen 300 Punkte stärkeren Gegner an. Eine bittere Niederlage erlitt er noch in der 5. Runde mit Weiß, nachdem er das Remis-Gebot seines Gegners ablehnte und es zwei Züge später eine Qualität einzügig einstellte. Die Kunst der Remisangebote sollte ihm jemand bei Gelegenheit erklären. Wären seine beiden Siege nicht gegen DWZ-lose, wäre das Turnier für Philip einigermaßen gut gelaufen. Mit 3,5/7 hat er ein wenig mehr herausgeholt, als von der DWZ zu erwarten war.

Die meisten Punkte im B-Open holte Robert Marczok. Gestartet ist dieser zwar mit einer Niederlage gegen den späteren 4. Platz des B-Opens, jedoch schaffte es im weiteren Turnierverlauf bloß ein weiterer Gegner, ihm einen Punkt abzunehmen. In der dritten Runde gewann Robert mit einem Turmopfer die gegnerische Dame und dadurch auch die Partie. Zwei Runden später hat er den Gegner so sehr unter Druck gesetzt (auf dem Schachbrett), dass dieser erst eine Figur für zwei Bauern und dann einen Turm umsonst hergab. Mit 4/7 Punkten gewann Robert dann zwar kein DWZ dazu, es lief aber alles in allem ganz gut für ihn.

Alisa und Philip hatten noch die brillante Idee, am Blitzturnier vor der 4. Runde des 6. Bamberger Opens teilzunehmen. Dieses war überraschend gut organisiert, aber auch sehr Kräfte und Nerven zerreißend. Beide schlossen das Turnier mit 4/9 ab, auch wenn Philip beim vereinsinternen Derby die Partie für sich entscheiden konnte. Nach dem Blitzturnier ließen sich die beiden noch zur Bratwurst bzw. gebratenen Kartoffeln und Bier von einem spendablen Kölner, der mit einem Niederländer und Australier auch am Blitzturnier teilgenommen hatte, vor der 4. Runde einladen.

Anmerkung zu den Fotos:
Da Schachfotografin Oxana Nesmjanowitsch wegen ihres Studiums nicht bei dem Turnier anwesend sein konnte, mussten die Fotos aus dem Internet von der Turnierseite entnommen werden.

Hier geht es zur Turnierseite.

Hier geht es zu den Partien des A-Opens.

Hier geht es zu den Partien des B-Opens.

Einzelergebnisse von Fabian Meulner.

Einzelergebnisse von Alisa Holzmann.

Einzelergebnisse von Gherman Antipka.

Einzelergebnisse von Julia Nesmjanowitsch.

Einzelergebnisse von Philip Held.

Einzelergebnisse von Robert Marczok.

Julia mit den schwarzen Steinen in Runde 3 gegen Michael Wachter. Vorne links zu sehen ist Marina Heil, die sowohl Philip Held als auch Gherman Antipka bezwingen konnte.
Fabian Meulner mit den schwarzen Steinen in Runde 2 auf Brett 1 gegen IM Ruben Gideon Koellner
Am zweiten Brett von vorne spielt Philip Held in Runde 3 mit den schwarzen Steinen gegen Jonas Holoubek. Am Foto wird erkennbar warum man ihn auch „den Typ mit den wilden Haaren“ nennt.

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