Das Winter-Open aus Jäklesicht: Rainer, der ungeschlagene Preisträger

Zuletzt am 26. Juli 2022 aktualisiert

Vor einer Woche endete unser voll ausgebuchtes 1. Winter-Open. Während das Turnier aus organisatorischer Sicht ein voller Erfolg war, war es das auch spielerisch gesehen? 
 
Die eindeutige Antwort auf diese Frage ist ein klares Jein. Warum ein Jein? Ein Jein, weil im Endeffekt nur ein paar unserer Spieler wirklich zufrieden sein konnten, während gerade am Ende dem ein oder anderen die Luft ausging. Oder gar nicht erst Luft hatten. Insgesamt nahmen 14 Talente teil: 
         
Dennis Adelhütte, Kristin Braun, Sebastian Kraus, David Denninger, Xenia Lingl, Rainer Klein, Jakob Söllner, Tanja Denninger, Kay Gündel, Jörg Brinkmann sowie die Jugendlichen Seryozka Hamazaspyan, Tobias Vemmer, Mark Vilinski und (erst ab der 3. Runde) Moritz Demir. Auch wenn davon niemand im Favoritenkreis war (welcher klar von den drei Noris-Tarraschlern FMs Rainer Heimrath, Florian Wagner und Oskar Hirn dominiert war), so zählten die Spieler unserer Ersten – in Namen Dennis, Kristin und Sebastian – eventuell vielleicht noch zum erweiterten Favoritenkreis, unter 2200 zählt man ja noch irgendwie als schlagbar. 
      
    
Die drei Musketiere der ersten Mannschaft: Kein Preis für hohe DWZ

Kurz gesagt: Nach drei Runden waren – außer Kristin – alle von den Hauptpreisrängen weit abgeschlagen, einzig sie konnte sich mit 2,5/3 noch Chancen bewahren. Und das auch noch mit einer ordentlichen Portion Glück, in einem Zeitnotduell stellte sie einmal nach einer Horde von Schachs die Dame per Fesselung ein, der Gegner übersah dies aber… Schwein gehabt. 😉 
     
Am letzten Tag war aber auch nach zwei weiteren Remisen nichts zu holen – ärgerlich das letzte Remis, da sie in einem subjektiv sehr gut aussehenden Endspiel mit Mehrbauern keinen Gewinnplan fand und gegen den zähen Zaboraner Hermann Schlötterer zähneknirschend in ebenjenes Remis einwilligen musste. Mit 3,5/5 kein schlechtes Turnier, aber damit wegen minimalst schlechterer Buchholz kein Damenpreis, der an die bayerische Meisterin Katharina Mehling ging.
         
Und was war bei Seba und Dennis los? Dennis gewann im Gegensatz zum Vorjahr seine erste Runde souverän, musste sich aber auch wie im Vorjahr wieder mit Helmut Süß auseinandersetzen. Diesmal machte er seine Sache eigentlich besser und er erspielte sich zwei Mehrbauern. Die eigenen Figuren waren aber dermaßen schlecht gestellt, dass eine Wolga-Gambit-Struktur entstand und Dennis sich nicht mehr rühren konnte. Das sollte sich langfristig auch nach einer Königswanderung nicht ändern und es gab eine dreifache Stellungswiederholung. Fast schon zum Glück – im 40. stellte man die Partie sogar ganz weg, der Gegner war mit seinem Remis aber Gott sei Dank auch zufrieden. 
      
Mit einem Remis ist man eigentlich noch dabei, wenn man dann aber einfach aus der Eröffnung gegen den späteren Vierten Sebastian Böhme hingerichtet wird, ändert das auch nichts (und es ist nur ein schwacher Trost, wenn man einer Partie GM Huschenbeth – GM Blübaum unbewusst folgt…). Nach zwei Siegen am letzten Tag standen wie bei Kristin auch 3,5/5 auf dem Habezettel.
    
Seba machte seine Sache eigentlich besser – mit 2/2 stand der Härtetest gegen den Favoriten FM Florian Wagner an. Nach eigener Aussage behandelte Seba die Eröffnung eine Idee zu flopsig und die Partie sollte ihm da leider recht geben – einen Minusbauer später wurde das Ganze schon eher eklig und nicht viel später brach die Stellung in einem Endspiel in sich zusammen. Nach einem Sieg in Runde 4 kam noch eine Niederlage nach einem zweizügigen Einsteller in Runde 5 dazu, so dass Seba am Ende mit 3/5 eher unbefriedigt nach Hause ging.
      
    
Die Jugend von heute – manchmal läuft es fast gar nicht…

Mit Seryozka, Tobias, Mark und Moritz schickten wir 4 aussichtsreiche Jugendliche ins Rennen – gerade Seroyzka erlebte momentan eigentlich einen Lauf (so schlug er in der Vorwoche den 2000er Frank Sörgel und wurde U16-Kreiseinzelmeister), doch genau in diesem Turnier schlich sich die Leistungsachterbahnkurve der Kids ein. Mit 2/5 war es auf keinen Fall sein Turnier:
     
Nach einer eigentlich starken Partie gegen besagten FM Wagner aus Runde 1 (in der er am Ende in einem komplizierten Endspiel leider Material einstellte) kamen zwar noch zwei Siege, die beiden Niederlagen als Favorit wogen jedoch zu schwer, so dass der Jugendpreis flöten ging – und auch ein bisschen DWZ. Macht nix, ohne ein bisschen abwärts wäre es ja langweilig… 🙂
          
Bei Tobias und Mark herrschte die “Schnell-Spiel-Krankheit” – gerade Tobi spielte viel zu schnell. Erfreulicherweise reichte es trotzdem, den 1600er Klaus Hertl in Runde 2 umzulegen. Das sollte leider auch der einzige Sieg bleiben und Tobi ging mit 1/5 nach Hause. Auch Mark musste sich mit 1/5 zufrieden geben – in der 3. Runde gelang ihm ein Favoritensieg, während er den nominellen Favoriten unterlag. In der letzten Runde ging leider auch das Jugendduell an Alexander Witzany vom SK Ingolstadt verloren.
    
Moritz stieg spontan zur 3. Runde ein, da wir bis dahin mit einem ungeraden Teilnehmerfeld leben mussten. In seinem ersten Turnier schlug er sich ordentlich und besiegte Maren Homfeldt vom SC Noris-Tarrasch Nürnberg sowie seinen Vereinskollegen Jörg Brinkmann. Gegen Attila Albayrak hingen die Trauben leider noch zu hoch, mit 2/3 aber ein guter Turniereinstieg!
     
        
Die Zweite, die Dritte und die Vierte – was die einen nicht schaffen, richten die anderen

Die Erste riss nicht wirklich was, die Jugend war auch eher mit viel Schatten unterwegs. Da mussten unsere verbleibenden Spieler herhalten – welche dies mit Erfolg auch taten! Eventuell lügt der Autor nun auch, aber jeder einzelne schien seinen ganz eigenen mehr oder weniger großen Erfolg gefeiert zu haben.
    
Xenia und David fingen in der zweiten Runde jeweils an: sie gewannen jeweils gegen einen 1900er (David überspielte seinen Gegner; Xenia schaffte es noch, eine -12 Stellung (!!) herumzureißen). David musste anschließend leider zwei Mal nach scharfen Partien Lehrgeld zahlen (gegen Katharina Mehling und Christian Kroneder) und holte sich noch ein Schlussrundenremis – 2,5/5. Xenia verlor in Runde 3 gegen Dimitrios Vogiatzis und kam dann wieder in eine Schweizer Schaukel – im Vereinsduell gegen Seba Kraus verloren und in der letzten Runde gegen Klaus Klinger mit insgesamt 3 Damen (nachdem der Gegner ein Dauerschach ausließ) noch gewonnen. Damit 3/5!
       
Jörg, Tanja und Kay waren mit ihren Turnieren jeweils zufrieden und lieferten gute Partien ab. Tanjas größter Erfolg war dabei der Sieg gegen den hauseigenen Tobi Vemmer – dieser kleine Egoboost war vielleicht auch nötig, als sie in der ersten Runde im 3. (!) Zug einzügig eine Figur einstellte.. 🙂 Mit einem weiteren Sieg gegen Laura Kristin Krause holte sie 2/5.
       
Jörg holte 0,5/5 – er konnte zwar (fast schon wie üblich) sehr lange mit seinen zum Teil klar favorisierten Gegner mithalten, am Ende blieben die Punkte aber meist unglücklich auf der Strecke. Im Vereinsduell in der letzten Runde ließ er Moritz Demir den Vortritt, den halben Punkt holte er gegen Tim Strege. Kay holte sich den nominellen Pflichtsieg gegen Maren Homfeldt, ging gegen die klar favorisierten Gegner aber auch leer aus – 1/5.
           
Jakob hingegen konnte mit seinem Turnier und seiner Ausbeute mit 1,5/5 nicht ganz zufrieden sein. Konnte er in der ersten Runde mit dem nominellen Favoriten Christian Biefel noch mithalten, so blieben sein Remis gegen Ricarda Krause und sein Sieg gegen den erst 9-jährigen (und trotzdem schon 1500 DWZ!) Laertes Neuhoff seine einzigen Punkte, obwohl die Partien mehr hergaben. Aber Jakob ist ja quasi noch ein halber Jugendlicher, das wird schon noch… 🙂
       
Blieb da noch der Rainer. Der hatte vielleicht so etwas wie das Turnier seines Lebens – mit 3/5 lag er am Ende über den Erwartungen. Gegen den DWZ-losen, früheren 1900er Bernhard Malz holte er in der ersten Runde nach langem Ringen in einem komplizierten Endspiel mit dreifacher Stellungswiederholung ein Remis, genau wie gegen die Jugendliche Nese Pinar Albayrak (welche in der ersten Runde gegen einen 2100er remisierte und schon gerne mal den ein oder anderen Favoriten stürzt).
       
Gegen den Jugendlichen Alexander Winzany gewann er souverän und holte sich am letzten Tag wieder zwei Remisen – und dabei war er zwei Mal Außenseiter. Das Remis gegen den fast-2200er Daniel Malkiel war dabei wohl sein absolutes Highlight (und man sah ihm die Freude doch deutlich an 🙂 ) und Rainer holte sich hoch verdient den DWZ-Preis “U1700”! Den er verdoppelte und zurück an den Verein spendete – ein Herz hat dieser Mensch… 🙂
              
Das war es auch wieder von unserer Seite. Das Turnier – ein voller Erfolg! Spielerisch schaffen wir es dann nächstes Jahr vielleicht auch mal, selber jemanden aufs Podest zu bringen… 🙂
      
    

    
    
    
     

Schreibe einen Kommentar